Monat: Mai 2019

25.05.-27.05.2019 Sint Maarten bis Guadeloupe

25.05.-27.05.2019 Sint Maarten bis Guadeloupe

Michi

Wir machten gute Fahrt mit 7 Knoten unter Motor und Großsegel. Wie immer stand der Wind genau auf unserer Nase, und dementsprechend die Welle gegenan. Trotzdem kamen wir gut voran und hatten am nächsten Nachmittag Sint Maarten erreicht. Die niederländische Seite der Insel (die andere Seite ist das französische St. Martin) glänzt durch seine exzellente Auswahl an Bootsaus-stattern jeglicher Art. Da in den Hurrikan-Monaten Juli bis Oktober größere Instandhaltungs- und Umbaumaßnahmen in Trinidad auf unserer Aton geplant sind, wollte sich Franz hier schon mal nach diversen Ersatzteilen umsehen. Wir klarierten also ein, und auch gleich wieder aus, weil es am nächsten Tag gleich weitergehen sollte. Dann fuhren wir mit dem Dinghi in die Innenstadt von Philipsburg, wo wir aber keinen Dinghi-Anleger fanden. In unserer Not parkten wir das Beiboot neben einem schwimmenden Restaurant, das aussah, als wäre es geschlossen. Wir passierten ein Privatg elände, das durch einen Zaun und eine Mauer abgeschlossen war, aber das Tor zur Hauptstraße stand offen. „Hoffentlich ist das Tor bei unserem Wiederkommen auch noch offen.“, sagte Marco. Nach einem Imbiss fanden wir Wifi, und Franz ging los, um sich die Bootsausstatter anzusehen. Leider waren alle Geschäfte geschlossen (es war ja Sonntag), und er entschloss sich, von Trinidad aus die Preise der benötigten Ersatzteile anzufragen. So gingen wir wieder zurück, um festzustellen, dass das Tor zu unserem Dinghi-Parkplatz nun versperrt war. Da half dann nur noch eine Räuberleiter, mithilfe deren ich über die Mauer in das Gelände kletterte. Das hab ich zuletzt als Kind gemacht, und war froh, dass mich niemand dabei erwischt hat. Ich setzte mich ins Dinghi, warf den Motor an, und holte Franz und Marco am benachbarten Steg eines Restaurants ab. Zurück auf Aton beschlossen wir, gleich am Abend noch weiterzufahren, damit wir möglichst schnell in Guadeloupe ankommen.

Bei angenehmer Welle und wenig Wind kamen wir in der Nacht leider nur langsam voran. Am Morgen passierten wir auf unserer Steuerbordseite (also rechts) St. Kitts und Nevis, sowie die steile Felseninsel Redonda, und danach Montserrat mit seinem aktiven Vulkan. Auf der Backbordseite (also links) ließen wir St. Barthelemy, Barbuda und Antigua liegen. Nachdem wir an Montserrat vorbei waren setzten wir unseren Wegpunkt auf die Westseite Guadeloupes, und hatten jetzt einen segelbaren Kurs anstehen. Wir konnten endlich unseren Motor abstellen. Was für eine Stille. Nur noch das Rauschen des vorbeifließenden Wassers, und das Knattern unserer Segel. Mit 7 bis 8 Knoten sausten wir Guadeloupe entgegen. Ungefähr 6 Seemeilen vor dem Ziel fiel der Wind innerhalb von wenigen Minuten so ein, dass wir quasi am Fleck standen. Wie verrückt ist das denn? Also, Motor wieder an, und die restlichen Meilen halt wieder motoren.

Wir ankerten unter vielen anderen Jachten in der Bucht von Deshaies, einem netten, kleinen Ort, der sich an die Bucht und umliegenden Hügel schmiegt. Es gibt viele Restaurants, Bars und kleine Geschäfte, und alles ist sehr französisch. Hier wird mit Euro gezahlt, und Englisch nur von Wenigen gesprochen. Innerhalb von 48 Stunden haben wir nun also britisches (Britisch Virgin Islands), niederländisches (Sint Maarten), und nun französisches Staatsgebiet betreten. Nach Englisch und Spanisch müssen nun also auch noch meine Schul-Französisch-Kenntnisse herhalten, um das Nötigste zu kommunizieren. Und siehe da, gleich der Erste, den ich nach einem bestimmten Restaurant gefragt habe, hat mich auf Anhieb verstanden. Allerdings konnte ich den Schwall von Französisch, der als Antwort kam, nicht wirklich verstehen. So hat er halt mit den Händen gezeigt, wo`s hingeht, und das hat auch funktioniert. Und übrigens müssen auch unsere Zahlungsmittel immer wieder angepasst werden. Nachdem wir lange mit US-Dollars gezahlt haben, kommen nun zeitweise Ostkaribische Dollar, oder, wie hier, Euro zum Zug. Jede Insel hat eine eigene Verwaltung, und so müssen wir überall ein- und ausklarieren (also die Zollformalitäten erledigen). Da das auch meistens Gebühren kostet, versuchen wir, auf unserem Weg Richtung Trinidad so wenig Inseln wie möglich anzulaufen.

Ganz unkompliziert geht das Einklarieren allerdings hier auf Guadeloupe. Franz fährt ins Dorf, und geht auf die Polizei-Station. Dort setzt man ihn einfach an einen PC der Zollbehörde, und er füllt alle
erforderlichen Formulare online aus. Das wird dann ausgedruckt, und der Polizeibeamte kontrolliert nur noch die Dokumente und die Formulare. Und schon haut er seinen Stempel rein, und alles ist erledigt (und das auch noch kostenlos). Wenn das überall so wäre, würde uns so mancher Weg erspart bleiben.

Während sich unser Captain also um die Formalitäten kümmert, spüle ich im Cockpit ab, und Marco wäscht im Bad Wäsche. Als ich dann einmal von meiner Spülerei aufschaue, trifft mich fast der Schlag. „Marco, schnell komm rauf. Unser Anker hat sich losgerissen, und wir hängen schon fast der Nachbarjacht drauf!“, rufe ich runter. Als wir gestern geankert haben, mussten wir es schon mehrmals probieren, da der Grund wohl nicht besonders gut hält (meistens sind dann Steine, oder Seegras Schuld daran, dass der Anker sich nicht eingraben kann). Da wir uns am Morgen gedreht haben, ist der Anker ausgebrochen, und konnte sich nicht mehr eingraben. Wir hatten noch ungefähr vier Meter bis zur Nachbarjacht. Während Marco nach oben gesprungen kam, machte ich die Maschine an, und fuhr ein Stück nach vorne. Damit war die größte Gefahr schon mal gebannt. Marco ging an die Ankerwinsch, wir holten den Anker auf, und setzten ihn erneut. Aber auch dieses Mal hielt er nicht. Also wieder rauf damit, und an einer anderen Stelle nochmal rein. Dieses Mal hält er, und wir sind heilfroh, dass wir nicht mit Franz an Land gegangen sind. Auch wenn ich ganz alleine gewesen wäre, ist es ziemlich schwierig, gleichzeitig am Steuerrad zu stehen, und den Anker zu bedienen. Gut, dass Marco da ist, und nochmal alles gut gegangen ist.

23.05.2019 Inselhüpfen auf den British Virgin Islands (BVIs)

23.05.2019 Inselhüpfen auf den British Virgin Islands (BVIs)

Michi

Die Überfahrt verlief dank niedriger Welle angenehm und schnell. Wir motor-segelten nördlich an den U.S. Virgin Islands St. Thomas und St. John entlang und erreichten kurz nach Mitternacht Great Harbour auf der Insel Jost-van-Dyke. Wir wunderten uns über die vielen Lichter, um beim Näher-kommen zu erkennen, dass es sich um zig Ankerlichter anderer Schiffe handelte. Wir fanden noch eine freie Stelle zum Ankern und fielen müde in unsere Kojen. Nach dem gemütlichen Frühstück fuhr Franz zum Einklarieren in den Ort, der nur aus einer Sandpiste, und einer handvoll Häusern bestand. Beim Einklarieren im Customs Office stolperte er über Stefan und Sybilla, die wir bereits in Provo kennengelernt hatten, und hier ohnehin wiedertreffen wollten. Die Freude war groß und wir wurden auf ihren Kat SAYA eingeladen. Vorher aber wollten wir noch einkaufen, bzw. nach einer SIM-Karte schauen. Das eine verkniffen wir uns angesichts der horrenten Preise, die SIM-Karte gab es nicht, und so erledigten wir unsere Korrespondenz in einer Bar mit Wifi. Da die BVI-Inseln vor drei Jahren Opfer eines Hurrikans waren, wurde seitdem nur ein Teil der Häuser wieder aufgebaut. Hinterhalb liegen noch viele Trümmer, und teilweise hausen die Menschen heute noch in Zelten. Viele Stege und Hafenanlagen wurden von der einhergehenden Flutwelle zerstört, und man sieht überall noch die Spuren dieser Katastrophe. Wie schrecklich muss das sein, sein ganzes Hab und Gut innerhalb von Minuten zu verlieren. Wieder einmal wird uns bewusst, wie gut es uns geht, und wieviel Glück wir täglich geschenkt bekommen.

Da es auch weder eine Tankstelle, noch eine Möglichkeit Wasser zu bunkern gab, verholten wir uns am Nachmittag in die Nachbarbucht White Sand Bay. Hier ist der Name das Programm, und entsprechend touristisch ging es auch zu. Nach einem kritischen Ankermanöver (weil die neu heruntergeladene Garmin-Karte auf dem Plotter plötzlich keine Tiefe mehr anzeigte) mit Grundberührung auf dem Riff konnten wir uns gerade noch zwischen die anderen Schiffe drängeln. Wir mussten erst einmal unseren Schreck überwinden, hatte es unser 24 Tonnen-Schiff doch tatsächlich sogar etwas hochgehoben, als wir auf einem Felsen aufgelaufen sind. Autsch! Es gibt nur zwei Einfahrten in das Riff, und irgendwie haben wir die verpasst. Als wir es gemerkt hatten, war es schon zu spät, und wir mussten uns rückwärts wieder aus dem Riff heraustasten. Schon kam ein hilfsbereiter Jachtie mit dem Dinghi angesaust, und half uns aus dem Schlamassel, indem er unser Heck mit dem Dinghi in die richtige Richtung drückte. Aber trotzdem war ein Felsen im Weg, und schon war es passiert. Ein krachendes Geräusch, das ganze Schiff erzitterte, wir waren auf Grund aufgeschlagen! Die Bewegung des Schiffs und die Richtung, aus der das Geräusch kamen, zeigte uns, dass der Kiel Grundberührung hatte. Wir tasteten uns gaaaanz langsam und vorsichtig weiter. Gleich darauf ein weiteres, kratzendes Geräusch, gepaart mit einer ruckartigen Bewegung am Ruder. Uns fuhr in diesem Moment der Schock durch die Glieder. Während wir uns unter größter Vorsicht weiter vom Riff hinaus ins freie Wasser tasteten, gingen uns tausend Gedanken über mögliche Schäden durch den Kopf. Als wir endlich in sicherem Wasser waren, begleitete uns unser Helfer mit seinem Schlauchboot, bis wir durch die Riffdurchfahrt in das innere Ankerbecken gelangt waren. Wir bedankten uns für seine Hilfeleistung und setzten unseren Anker. Nachdem wir das Schiff gesichert hatten, zog ich (Franz) mir unverzüglich die Tauchermaske an und sprang ins Wasser. Ich tauchte das komplette Unterwasserschiff ab und überprüfte es auf Schäden. Gottseidank haben wir ein stabiles Alu-Schiff, bei dem außer einigen Kratzern nix kaputt gegangen ist. Ein Joghurtbecher (GFK-Schiff) hätte hier bestimmt einen größeren Schaden erlitten. Wir dachten über unsere Fehler nach (wir hatten vorher die Karten des Plotters neu installiert. Bei dieser Karte entsprach die Durchfahrt nicht der realen Gegebenheit >In der Bucht waren Fahrwassermarkierungen angebracht, die in der Karte fehlten< und unsere zweite Karte hatten wir nicht studiert, weil es ja nur ums Eck war. Außerdem war der Kiel nicht ganz hochgepumpt), und schworen uns, in Zukunft noch konzentrierter und vorsichtiger zu sein.

Wir hatten einen sehr schönen Nachmittag und Abend auf der SAYA, wo wir uns gegenseitig viele Tipps für die jeweils bevorstehenden Ziele gaben. Stefan und Sybilla sind schon 4 Jahre in der Karibik unterwegs, und haben schon sehr viel gesehen und erlebt. Sie wollen evtl. nächstes Jahr in die Exumas, die wir wiederum schon kennen. So profitiert einer vom anderen, was sehr hilfreich und schön ist.

Am nächsten Morgen hatten wir einen schönen Segelwind, und Marco genoss es, am Steuer zu stehen, und zwischen den Inseln zu kreuzen.

Wir befinden uns hier in einem Becken, das fast ringsum von bergigen Inseln eingeschlossen ist. Das ist sehr angenehm, da sich keine hohen Wellen aufbauen, und immer Land in Sicht ist. Es gibt immer was zu schauen, und man muss, erstmals auf unserer ganzen bisherigen Reise, auch auf andere Schiffe aufpassen. Dieses schöne Segelrevier wird von sehr vielen Touristen mittels Charter-Schiffen erkundet, und es fahren viele Fähren zwischen den Inseln. Wir machten einen Tank-Stopp an der Westseite der Hauptinsel Tortola, und einen Einkaufs- und Wifi-Stop in der Haupstadt Road Town.  Auch hier, im Stadthafen von Road Town, der auch von den riesigen Kreuzfahrtschiffen angelaufen wird, liegen noch heute viele Wracks, die beim Hurrikan zerstört worden sind. Zum Teil schauen nur noch die Masten aus dem Wasser.

Zum Übernachten wollen wir jedoch nicht im Stadthafen bleiben, und segeln noch eine Stunde weiter nach Süden. Dort befindet sich Peter Island, wo wir in die Little Harbour Bay einlaufen. Das Ufer ist umsäumt von steilen Hügeln, und auch der Meeresgrund fällt steil ab. Wir werfen unseren Anker, und rudern ca. 20 Meter an Land, wo wir unser Heck mithilfe einer Leine an einem Felsen fixieren, damit unser Anker beim Schwoijen des Schiffes nicht abrutscht. So liegen wir sicher und ruhig und lauschen beim Abendessen (es gibt leckeres Chili con Carne) den Nachtvögeln, und den wilden Ziegen, die hier überall im steilen Gelände herumsteigen. Der ohnehin atemberaubende Ausblick auf die umliegenden, bergigen Inseln wird durch einen dramatischen Sonnenuntergang hinter den Bergen noch verschönt, und wir sind einfach nur glücklich, hier sein und das erleben zu dürfen.

Am nächsten Morgen schwimmen Marco und ich erstmal eine Runde in der Bucht. Kaum sind wir im Wasser, als wir sehen, dass direkt neben unserem Schiff ein ganzer Schwarm der riesigen Tarpune nahe an der Wasseroberfläche schwimmt. Das sind die Fische, von denen wir in Colebra vermuteten, dass das Dinghi-Dock-Restaurant diese als Touristenfang anfüttert. Jeder einzelne von ihnen ist mindestens einen Meter lang, und wir schwimmen respektvoll an ihnen vorbei, aber sie glotzen uns nur mit ihren riesigen Fischaugen an.

Wir setzen unseren Weg Richtung Osten wieder kreuzend fort, als Franz plötzlich aufschreit: „Schaut mal, habt ihr das gesehen? Da ist ein Rochen mindestens zwei Meter aus dem Wasser gesprungen.“. Offenbar wurde der Rochen von einem Räuber gejagt, und ist in seiner Not aus dem Wasser gesprungen.

Auf Virgin Gorda, ganz im Osten der BVIs möchten wir uns The Baths ansehen, einen Nationalpark, in welchem riesige, runde Felsen wie Kieselsteine überall herumliegen, und tiefe Spalten, Höhlen und Grotten bilden. Wir beschließen, frühmorgens hinzufahren, da untertags viele Leute hier unterwegs sind. Also fahren wir um kurz nach 6 Uhr mit dem Dinghi los, und machen es an einer Abgrenzungs-boje fest. Man darf den Park nur schwimmend vom Meer her, oder vom Land aus über einen Zugangsweg betreten. Wir wussten nicht so recht, wo genau der Eingang zu diesem Grotten-System ist, und schwimmen zum Strand. Die Sonne schickt gerade ihre ersten Strahlen auf die bizarre Landschaft. Es sieht aus, als hätte ein Riese Glugger gespielt. Zwischen den glattpolierten Felsen können wir keinen Weg erkennen, und versuchen, kletternd unser Glück. Wir merken aber sofort, dass das nicht der richtige Weg sein kann, und kehren um. Franz, der Sturkopf, will aber unbedingt hier weiterklettern, und den Weg suchen. Marco und ich kehren zum Strand zurück, und erfahren von zwei einheimischen Schnorchlern, die hier Fische gefangen haben, dass der Eingang in der nächsten Bucht ist. Wir warten eine zeitlang auf Franz, aber der kommt nicht. „Was machen wir denn jetzt? Entweder er ist bis zur nächsten Bucht gekommen, dann sehen wir ihn, wenn wir mit dem Dinghi rüberfahren, oder er kommt irgendwann zurück, dann muss er halt warten, bis wir wiederkommen.“, sagt Marco, und wir entschließen, zum Dinghi zurück zu schwimmen, und in die andere Bucht zu fahren. Auf dem Weg schauen wir, ob wir ihn irgendwo in den Felsen sehen, aber ohne Erfolg. Also wieder Dinghi festmachen, und an Land schwimmen. Franz ist nirgendwo zu sehen, und auch hier versuchen wir, ihm entgegenzuklettern, scheitern aber nach einigen Metern, weil es einfach zu gefährlich ist. Wir gehen den Zugangsweg Richtung Parkplatz, und schauen dort von einer Restaurant-Terrasse herunter, können ihn aber auch hier nicht entdecken. „Hoffentlich ist ihm nix passiert.“, machte ich mir die größten Sorgen. Nachdem wir ihn auch in den Grotten nicht fanden, fuhren wir wieder mit dem Dinghi zur ersten Bucht zurück. Gottseidank, da sitzt er auf einem Felsen, und winkt uns zu. Er schwimmt zum Dinghi und erzählt: „Ich dachte, ich hätte einen Weg gefunden, und als ich erkannte, dass es doch keiner ist, konnte ich nicht mehr umdrehen. Ich war von einem Felsen heruntergesprungen, auf den ich jedoch nicht mehr raufklettern konnte. Also kletterte ich solange Richtung Inland weiter, bis ich an der Straße war. Dann ging ich an der Straße entlang zurück.“. Wie leichtsinnig, aber Hauptsache, es ist nichts passiert.

Nun fuhren wir zusammen zum Eingang des Grottensystems, und staunten nur so über die übereinandergewürfelten Felsen. Kein Künstler könnte die Felsen stilvoller kreuz und quer arrangieren. Immer wieder taten sich Höhlen und Öffnungen auf, und gleich danach schlüpfte man wieder durch Spalten, die so eng waren, dass man die Luft anhalten musste. Die Sonnenstrahlen durchfluteten an manchen Stellen die Grotten mit Licht, und das Meerwasser drängte sich bis in die hinterste Ecke. Wir waren ganz alleine, und genossen die ganz besondere Atmosphäre sehr.

Nach diesem schönen Erlebnis klarierten wir in Spanish Town aus, und verließen die BVIs Richtung Sint Maarten.

22.05.2019 Culebrita

22.05.2019 Culebrita

Michi

Gleich um die östliche Ecke von Culebra liegt die kleine Schwesterinsel Culebrita, die unbewohnt, aber landschaftlich sehr reizvoll ist. Gerade als unser Anker in der Tortuga Bay gefallen war, streckten auch schon drei Schildkröten rings um unser Schiff ihre Köpfe übers Wasser. Dieses war klar und türkis, die Bucht gesäumt von einem langen, weißen Sandstrand, und im Hintergrund trotzte ein Leuchthaus auf einem Hügel den Passatwinden. Wir wanderten auf einem Pfad, vorbei an einem Teich, durch das Buschwerk bis zum Leuchthaus. Die Vegetation ist in Culebra und hier, verglichen mit dem tiefgrünen Regenwald in Puerto Rico`s Hauptinsel, eher trocken. Es gibt niedrige, knorrige Bäume, viele Büsche und dornige Stauden. Auf unserem Weg mussten wir aufpassen, nicht auf eines der vielen Schneckenhäuser zu treten, die, von Einsiedlerkrebsen bewohnt, auf dem Boden umherhuschten. Je nach Größe des Krebses gab es die Schneckenhäuser in ganz klein bis ganz groß.

Zurück am Strand sahen wir ein Schild, welches ganz Culebrita als Nationalpark auswies, und auf die Schildkröten aufmerksam machte, die hier am Strand ihre Eier ablegen. Immer wieder sieht man sie beim Luftholen an der Wasseroberfläche, wo sie einige Zeit verweilen, um dann wieder abzutauchen. Die Bucht war noch von einigen anderen Booten und Tagesausflüglern besucht, die aber bis zum Abend alle wegfuhren, und uns diesen schönen Ankerplatz über Nacht alleine überließen.

Am nächsten Tag beobachteten wir beim Schnorcheln die Schildkröten, die am Meeresboden das Seegras mampften. Eine davon war gut 1 Meter lang und segelte elegant mit ihren Vorderbeinen durch das warme Wasser. Heute erkundeten wir das andere Ende der Insel, wo es eine Stelle gibt, an der das aufgewühlte Atlantikwasser durch eine Engstelle zwischen Felsen in mehrere, abge-schlossene Becken gespült wird. Hier kann man wie in einem Blubberbecken baden, und die kleinen bunten Fischchen, die völlig ohne Scheu um uns herum schwammen, beobachten.

Wir beschlossen, da der Wind nicht mehr so stark blies, die nächste Etappe gegenan in die British Virgin Islands in Angriff zu nehmen, und setzten unsere Segel nach dem Abendessen, um mit dem letzten Abendlicht die Bucht zu verlassen. Puerto Rico hat uns sehr gut gefallen, und wir bedauern, dass wir nicht mehr Zeit hatten, um diese grüne Insel mit den hunderten von Bergen im Inland, und den freundlichen Menschen zu erkunden. Marco hat einen sehr günstigen Flug am 01.06. in Guadeloupe ergattert, der uns leider den Zeitplan bis dorthin vorgibt. Auf seiner Reise durch die Insel hat er in einem verlassenen Ranger-Camp mitten im Dschungel in der Hängematte übernachtet, ist einen ganzen Tag mit einem Vogelkundler von einem Nationalpark zum anderen gefahren, traf beim Trampen hilfsbereite Menschen, die ihn in ihrem Alltag teilhaben ließen, und erkundete San Juan, die Hauptstadt. Aber wer weiß, vielleicht sind wir nicht zum letzten Mal hier, und erleben beim nächsten Mal ähnlich schöne Dinge.

17.-20.05.2019 Von Isla de Vieques nach Culebra

17.-20.05.2019 Von Isla de Vieques nach Culebra

Franz

An diesem Morgen nahmen wir uns vor, die Insel etwas zu erkunden und zu schnorcheln. So machten wir nach dem Frühstück und einem obligatorischen Morgenbad das Dinghi startklar, packten unsere Masken und Flossen hinein und fuhren an den Strand. In einiger Entfernung machten wir drei Personen aus, die anscheinend am Strand wanderten. Sonst war niemand weit und breit zu sehen. Nachdem wir unser Beiboot gesichert hatten, wanderten wir den Strand entlang. Bei einem Pergula- ähnlichen Unterstand gingen wir einen kleinen Pfad Richtung Inselinneres. Hinter halb der Überdachung befand sich eine Tafel. Darauf wurde sowohl in Spanisch, als auch in Englisch gewarnt, dass sich Sprengkörper auf der Insel befänden und bei Berührung mit einer Explosion zu rechnen wäre. Der weitere Weg war außerdem durch eine Absperrung verwehrt. Somit blieb uns nichts weiteres übrig, als unverrichteter Dinge zurückzukehren. Am Dinghi angelangt fuhren wir zu einem nahe gelegenen Riff, um dort zu schnorcheln. Beim Anlanden hatten wir Schwierigkeiten, das Boot an dem spitzen Riff nicht zu verletzen. Als wir uns dann die Flossen angezogen hatten und gerade durch das seichte Wasser zum Riff begaben, bemerkten wir hunderte von Seeigeln, welche uns umgaben. Schnell entschloss ich mich zur Umkehr, da das Verletzungsrisiko definitiv zu groß war. Da ein sicherer Platz zum Schnorcheln im näheren Umkreis nicht auszumachen war, brachen wir auch dieses Unterfangen erfolglos ab. Am Schiff angekommen, entschlossen wir uns kurzerhand, weiter zu segeln. Da die Marina, in der wir uns mit Marco verabredet hatten, nicht mehr weit war, und unser Sohn bereits dort angekommen war, brachen wir auf und setzten endlich wieder unsere Segel. Bei gutem Passatwind fuhren wir bei einem Halbwindkurs mit zeitweise flotten 7 – 8 Knoten Richtung Marina del Rej, einer der größten Marinas der Karibik. Dort angekommen, begaben wir uns zuerst zur Tankstelle. Leider konnten wir mangels nicht vorhandenen Wasserschlauchs (wir haben leider keinen eigenen Schlauch in der nötigen Länge an Bord) kein Trinkwasser bunkern. Danach ankerten wir außerhalb der Marina. Mit dem Dinghi fuhren wir uns an einen Steg und gingen dann zu Fuß in Richtung Rezeption. Auf dem Weg dorthin klingelte dann mein Handy. Am anderen Ende der Leitung war eine Angestellte der Marina, die uns mitteilte, dass unser Sohn dort auf uns wartete. Zu dritt verließen wir dann die Marina del Rej und gingen wieder an Bord von Aton. Wir hoben den Anker und fuhren die restlichen Meilen nach Culebra, der östlichsten Insel Puerto Ricos. Abends um 21:30 ließen wir schließlich in der Bucht Ensenada Honda unseren Anker fallen.

Culebra, was für eine Insel. Was sich am Vorabend bei unserer Ankunft bereits durch den ersten Anblick angekündigt hatte, bewahrheitete sich am folgenden Morgen. Die fast schon italienisch anmutende Silhouette der Häuser entlang der Uferpromenade wirkte tags darauf zwar nicht mehr so verspielt, aber immer noch ausgesprochen reizvoll. Wie hatten uns nahe der Engstelle der Insel niedergelassen, wo ein Kanal mit einer Straßenbrücke als Dinghi-Zubringer die Insel durchschnitt. Der Kanal  öffnete sich zur anderen Seite der Insel hin in den Atlantik, die Durchfahrt war von Mangroven gesäumt. Kleine Kneipen, eine Tankstelle und ein Supermarkt hatten hier eigene Anleger.

Wir ließen unser Beiboot zu Wasser und Michi mit Marco fuhren an Land, um zu Fuß das nähere Umfeld zu erkunden. Neben einer Reihe von Restaurants und Bars waren auch zwei kleine Supermärkte, sowie eine Tankstelle und etliche andere Läden in fußläufiger Entfernung zu erreichen. Alles wirkte sehr aufgeräumt und liebevoll hergerichtet. In unserer Navigations-App konnten wir nachlesen, dass dieser Ort vom letzten Hurricane sehr übel zugerichtet wurde. Als wir aber nun die Gegend durchstreiften, war fast nichts mehr davon zu sehen. Um nun einen Vergleich unserer bisherig, kontroversesten Orte in Puerto Rico herzustellen, nämlich Boqueron (sehr touristisch) und Puerto Real (ein ursprüngliches Fischernest), liegt Culebra genau in der Mitte. Zum Einen ist es liebevoll hergerichtet und sehr ruhig, zum Andern aber natürlich auch dem Tourismus unterworfen, da nahezu alles vom Fremdenverkehr lebt. Ich denke dennoch, dass hier eine gesunde Mischung gefunden wurde. Die deutlich höheren Lebenshaltungskosten gegenüber Puerto Real muss man allerdings erst mal schlucken.

Nach der ewig langen Motorfahrt rund um Puerto Rico genossen wir nun die Zeit hier in Culebra aus vollen Zügen. Nachdem wir mit einem Blick auf die Wettervorhersage sahen, dass wir die nächsten drei Tage starken Passat anstehen hatten und somit an eine Überfahrt in Richtung British Virgin Islands in diesem Zeitraum nicht zu denken war, konnten wir uns ganz und gar auf das hier und jetzt konzentrieren. Nachdem wir unsere Vorräte in einem der beiden Supermärkte aufgefüllt hatten, schlenderten wir durch die malerischen Gassen mit den pittoresken Häusern. Die kleinen Vorgärten wurden eingerahmt von exotischen Blumen und Zierpflanzen, die bei uns in Töpfen gezogen werden, hier aber frei im Boden gepflanzt, enorme Ausmaße erreichten. Dominierend waren auch hier die riesigen Mangobäume. Der Boden unter ihnen war übersäht von Fallobst. Überall huschten auch kleine und große  Nachdem wir, geschwächt von der Wanderung und dehydriert von der Hitze an unserem Dinghi wieder angelangt waren, gönnten wir uns ein kühles Bier an einem Restaurant, namens „Dinghi Dock“. Als ich gerade dabei war, unsere Bestellung beim Ober aufzugeben, wurden wir auf einige Gästen des Lokals aufmerksam, die gebannt ins Wasser blickten (die Tische des Restaurants standen auf einer Terrasse direkt am Wasser). Als wir dann an den Rand der Terrasse gingen und in das klare Wasser blickten, sahen wir auch den Grund dafür: Vor uns schwammen eine Reihe von mehr als einen Meter großen Tarpon Fischen. Diese werden anscheinend vom Personal des Restaurants gezielt angefüttert und sind somit eine Art Showeinlage dieses Etablissements.

Beim Sonnenuntergang nahmen wir Abschied und segelten im silbrigen Vollmond-Licht zur östlich vorgelagerten Insel Culebra.

14.– 16.05.2019 Isla Caja de Muertos und Isla de Vieques

14.– 16.05.2019 Isla Caja de Muertos und Isla de Vieques

Franz

Nachdem wir mit unserem Sohn Marco ausgemacht hatten, ihn spätestens am Sonntag auf der Ostseite Puerto Ricos in einer Marina zu treffen, beschlossen wir spontan aufgrund einer, für uns günstigen, Wetterprognose noch an diesem Abend auszulaufen und Richtung Osten zu fahren. Bei nahezu Windstille hoben wir bei Dunkelheit unseren Anker und fuhren die sehr enge Fahrrinne entlang aus der Bucht. Glücklicherweise zeigten uns die befeuerten Bojen den Weg. Nachdem wir das Riff überwunden und genügend Abstand zum Ufer erreicht hatten, legten wir neuen Kurs auf Cabo Rosso an. Bereits nach wenigen Meilen frischte der Wind auf (soviel zu unserem Glück mit Wettervorhersagen), was wir auf dem Nord/Süd-Kurs zum Kap durch das hissen der Segel nutzten. Als wir jedoch das Kap umrundet hatten und auf Ost-Kurs schwenkten, blies uns eine kräftige Briese voll entgegen. Unsere Fahrt unter Volllast betrug zeitweise nur 2,5 Knoten über Grund. Na das konnte ja wieder heiter werden. Wir teilten unsere Wachen ein und da ich (Franz) mir wieder die Hundewache von 02:00 – 06:00 Uhr gegeben hatte, versuchte ich bei Motorlärm und kräftig stampfendem Schiff ein wenig vorzuschlafen. Um zwei Uhr früh weckte mich dann Michi. Wir machten eine kurze Übergabe und dann war es Michi, die den Versuch unternahm, bei diesen Bedingungen zu schlafen. Mittlerweile hatten wir schon etwas Routine bei Nachtfahrten erworben. Die anfängliche Unsicherheit wich mehr und mehr. Somit konnten wir die Eindrücke und Randereignisse besser genießen. Die meiste Zeit bei Nachtwachen verwendet man dazu, den Himmel zu beobachten (auf See immer wieder faszinierend), Musik zu hören (mit Kopfhörer, um niemanden zu wecken), oder zu lesen. Und teilweise versucht man auch die 20 minütigen Zeiträume zum nächsten Rundgang zu schlafen (selbstverständlich abgesichert mit einem Wecker). Die Nacht verlief ohne größere Vorkommnisse und so gab ich um 06:00 Uhr die Wache wieder an Michi weiter. Da ab vier Uhr der Gegenwind an Kraft abgenommen hatte, waren wir zum Wachwechsel bereits kurz vor Isla Caja de Muertos. Wir erreichten unser Ziel vormittags um 10:40. Nachdem wir den Anker gesichert und das Dinghi zu Wasser gelassen hatten, gingen wir zuerst mal Schwimmen. All die Tage, die wir bisher in Puerto Rico verbrachten, waren wir in Buchten mit einer mäßigen Wasserqualität. Hier auf Isla Caja de Muertos waren außer uns noch ein Katamaran und ein Boot mit Badegästen vom Festland. Das Wasser war so klar, dass man wieder den Grund sehen konnte. Mit einem Hechtsprung tauchte ich ein und genoss das ca. 25 Grad warme Wasser aus vollen Zügen. Anschließend duschen und nicht abtrocknen (die Verdunstungskälte erfrischt zusätzlich), so lässt es sich aushalten. Am Nachmittag unternahmen wir noch einen Ausflug auf die Insel, die ein Naturschutzgebiet ist und ein extra ausgewiesener Bereich von Gästen zum Baden und für Partys genutzt wird. Wir warteten, bis die Badegäste des Ausflugsbootes die Insel verlassen hatten und fuhren mit unserem Dinghi an Land. Wir durchquerten die Insel auf einem Pfad, der durch einen Kakteen-Wald führt. Danach bestiegen wir einen Hügel, auf dem ein Leuchtturm stand, welcher allerdings verfiel. Die Aussicht war aber sehr schön. Nachdem wir den Leuchtturm einmal umrundet hatten, machten wir uns auf den Rückweg.

Wir verbrachten eine Nacht auf der Insel und fuhren am nächsten Morgen nach dem Frühstück weiter Richtung Isla de Vieques. Da der Wind weiter abgenommen hatte, bewältigten wir die Strecke in 12 Stunden. Abends um 21:30 Uhr grub sich unser Anker in den Grund. Ein intensiver Geruch von exotischen Blüten empfing uns. Nachdem wir den Diesel abgestellt hatten, vernahmen wir ein, für diese späte Stunde nahezu unglaubliches Vogelkonzert. Vermutlich aufgescheucht durch unseren Suchscheinwerfer beim Anlanden, zeterten die unterschiedlichsten Vogelsorten in einer enormen Lautstärke um die Wette. Erst nach und nach verstummten sie. Mit einem Becher Wein in der Hand setzten wir uns ins Cockpit und lauschten noch lange den uns umgebenden Geräuschen. Erst lange nach Mitternacht (es war fast Vollmond) gingen wir, zufrieden mit dem Geleisteten und schwanger mit den exotischen Eindrücken, ins Bett.

11.-14.05.2019 Puerto Real

11.-14.05.2019 Puerto Real

Michi

Da unsere Aton dringend Diesel-Nachschub braucht, und es in Mayagüez keine Schiffs-Tankstelle gibt, beschlossen wir, in die weiter südlich gelegene Bahia de Boqueron weiterzusegeln. Diese Bucht wird von einem langen, schönen, palmengesäumten Sandstrand dominiert, an dessen Ende sich ein sehr touristischer Ort befindet. Wir machten uns auf einem Erkundungsgang schlau, dass es auch hier weder SIM-Karten, noch eine Tankstelle für ATON gibt. In einer Hotel-Lobby durften wir zwar das Wifi nutzen, aber es war so schwach, dass es uns nicht viel brachte. Lediglich einige WhatsApps gingen an unsere Lieben zuhause raus, die ja seit unserer Abfahrt vor fast einer Woche nichts mehr von uns gehört hatten. Am nächsten Morgen verließ uns Marco für einige Tage, in der er auf eigene Faust die Insel erkunden wollte. Wir vereinbarten, dass wir ihn dann auf der Ostseite wieder abholen. Wir machten einen schönen Spaziergang am Strand und beobachteten die Familien, die in großen Gruppen mit Sack und Pack picknickten und mit einem Drink im Wasser standen. Schwimmen wird hier offenbar überbewertet, das tut keiner. Das Wasser selbst ist nach den Bahamas eine herbe Enttäuschung. Es ist grün und trüb und bacherlwarm.

Anschließend holten wir den Anker auf, und segelten eine Bucht zurück, nach Puerto Real. Hier gibt es eine Marina mit Tankstelle, und einen authentischen, kleinen Fischerort ohne Touristen. Bei einem Spaziergang liefen wir erst die Hauptstraße entlang, in der viele Menschen unterwegs waren. Es gibt hier einige Bars, mehrere Fisch-Geschäfte (da werden wir morgen mal einen kaufen), und ein oder zwei Schiffszubehör-Läden.

Die Leute sitzen auf der Straße, treffen sich, ratschen, oder essen an einem der Stände. Weiter den Hügel rauf gingen wir durch ein Wohnviertel, wo einfache Häuser mit hübschen Gärten standen. Immer wieder bewunderten wir die riesigen Mangobäume mit ihren fruchtüberladenen Ästen. Die Mangos fallen runter und liegen auf der Straße, wie bei uns die Äpfel, wenn sie reif sind.

Ein jüngerer Mann sprach uns an, ob er uns helfen kann (wahrscheinlich haben wir irgendwie hilflos ausgesehen). Wir kamen ins Gespräch, und er erklärte uns, dass wir beim örtlichen Bäcker (auch so einen haben wir seit Ewigkeiten nicht mehr getroffen) keinen Kuchen kaufen sollen, weil der nicht schmeckt, dass wir unbedingt den hiesigen Fisch probieren sollen, wo der Supermarkt ist, usw. Am Schluss bot er uns sogar an, dass seine Frau uns zum Supermarkt fährt. Wir mussten ihn direkt bremsen. Manchmal ist die Hilfsbereitschaft direkt beschämend; bei uns würde das niemand einfallen, einfach mal einen Fremden irgendwohin zu fahren, oder? Wir fanden sogar noch eine Bar mit gutem Wifi, und sahen uns dort auf der Terrasse den Sonnenuntergang an.


Am nächsten Tag beschlossen wir, uns ein Auto zu mieten, um uns das bergige Inland Puerto Ricos anzusehen. Zuerst ging es auf Landstraßen und einem Highway zwischen grünen Wiesen, kleineren Orten und viel tropischem Wald Richtung Osten. Dann bogen wir ab in das Landesinnere. Die Straße schlängelte sich in hunderten von Serpentinen immer weiter in die atemberaubend schöne Bergwelt hinauf. Die Hügel und Berge sind steil und allesamt mit dichtem, tiefgrünem Wald bewachsen. Neben uns unbekannten Bäumen sahen wir immer wieder riesige Mangobäume, Palmen aller Arten und Größen, Bananenstauden, haushohe Bambusstangen, Gummibäume, und sogar die uns aus Neuseeland bekannten Farnbäume. Unter den Bäumen blühten bunte Bougainvilleen, Flamingo-blumen und viele andere Blumen und Büsche in allen Formen und Farben. Zwischendrin drängten sich Häuser an die steilen Bergflanken, aber einen richtigen Ort gab es mangels ebener Fläche nur sehr selten. Stundenlang fuhren wir auf einer schmalen Straße in dieser wunderschönen Landschaft ohne einem anderen Auto zu begegnen.

Wir kamen durch ein Kaffee-Anbaugebiet, wo die tiefgrünen Kaffee-Büsche in Reih und Glied am Berghang klebten. Wieviel mühevolle Handarbeit steckt da wohl dahinter, in diesem steilen Gelände und dieser Hitze Kaffee anzubauen. Als wir eine Kaffee-Hazienda besuchen wollten, war diese leider geschlossen. Schade, wir hätten uns gerne über den Anbau informiert und eine Tasse probiert.

Als wir genug von der Kurverei hatten, fuhren wir wieder zurück und besuchten die Küstenstadt Ponce, nach der Hauptstadt San Juan die zweitgrößte Stadt Puerto Ricos. Wir erstanden endlich eine SIM-Karte, und schlenderten dann durch die Altstadt. Es gab neben schönen, typisch spanisch anmutenden Häusern auch viktorianische und klassizistische Architektur zu bestaunen.

Wir schlenderten durch die schattigen, engen Altstadtgassen und fanden in einem Hinterhof sogar eine Heladeria, wo Speiseeis selbst hergestellt wird. Das erste Eis seit gefühltem 10 Monaten hat soooo lecker geschmeckt (Passionsfrucht und Traube). Auf dem Heimweg hielten wir an einer Panaderia, und verputzten, da wir den ganzen Tag in den Bergen nirgendwo eine Essgelegenheit gefunden haben, innerhalb von Minuten einen halben Laib Brot. Dieser schmeckte, entgegen unserer Erfahrung aus USA und den Bahamas, gar nicht mal so schlecht. Am Schiff angekommen, gab es einen Yellow-Snapper (den wir in einem hiesigen Fischgeschäft gekauft hatten) mit Tomatenreis und einer sehr leckeren Kokos/Curry/Soße.

10.05.2019 Mayagüez

10.05.2019 Mayagüez

Franz

Da es bei unserem Landfall bereits Nacht war, lugten wir am Morgen erstmal neugierig aus unserem Schlafzimmerfenster, wie`s hier denn so aussieht. So weit das Auge reicht gab es grüne Hügel und Berge zu sehen, und richtige Bäume. Wir haben seit Florida schon nicht mehr so viele Bäume gesehen, denn in den Bahamas gibt es hauptsächlich Büsche, Mangroven und eine niedrige Palmenart. Hier säumen Kokospalmen die Küste, und alles ist sattgrün. Wie schön.


Da der Grenzübertritt nach Puerto Rico genauso behandelt wird, als ob man in die USA einreist, benötigt man hierfür ein ESTA oder US-Visum, welches ich und Michi haben. Marco allerdings ist über Kanada eingereist, und hatte für USA kein Visum, weswegen wir einen Zollbeamten in Grand Turks fragten, ob es da Probleme in Puerto Rico geben könnte. Er antwortete, dass Marco mit seinem EU-Pass ohne Weiteres einreisen kann. Sicherheitshalber hat Marco sich aber dennoch ein US Touristenvisum (ESTA) besorgt, bevor wir nach Puerto Rico abgefahren sind. Wir hatten gehört, dass ich und Michi mit unserem US-Visum den Grenzübertritt sogar telefonisch erledigen können. Da wir noch keine örtliche SIM-Karte besaßen, fuhr ich mit Marco an Land, um dieses Telefonat zu führen, und dabei zu fragen, wie sich Marco verhalten soll. Wir landeten unser Dinghi an einem Steg und gingen zu einer kleinen Boutique. Dort angekommen fanden wir die Türe verschlossen. Als wir gerade weitergehen wollten, öffnete sich hinter uns die Türe. Eine Frau mittleren Alters fragte uns auf Spanisch, was wir wollten. Wir erklärten mit Händen und Füßen, dass wir ein dringendes Telefonat führen müssten. Sie bot uns an, ihr Telefon zu benutzen. Wir erklärten dem Zollbeamten am Telefon unsere Situation, und er gab das Telefonat an seinen Chef weiter. Dieser erledigte zuerst unkompliziert Michi`s und meine Einreise. Allerdings stellte sich heraus, dass Marco`s Einreise ohne Visum nicht so einfach ist. Das ESTA ist nur gültig, wenn er mit einem öffentlichen Verkehrsmittel einreist, also nicht als Gast auf einem Segelschiff. Er nahm Marco`s Daten auf, und bestellte uns zum Büro der örtlichen Zollbehörde, wo sich der dortige Beamte darum kümmern würde. Da ich die Wegbeschreibung dorthin nicht verstand (die meisten hier sprechen kein, oder nur schlechtes Englisch), sprach die nette Boutique-Besitzerin namens Iris Ramos mit dem Zollbeamten, und ließ sich den Weg beschreiben. Als sie aufgelegt hatte, nahm sie uns bei der Hand, schloss kurzerhand ihr Geschäft ab, und fuhr uns mit ihrem Auto zur Zollbehörde. Als wir das Telefonat, und die Fahrt bezahlen wollten, weigerte sie sich, etwas dafür zu nehmen. Marco bekam schließlich nach 2 Stunden Wartezeit eine temporäre, auf diese eine Reise bezogene, Aufenthaltsgenehmigung. Die Zollbeamten waren sehr freundlich, engagiert und entgegenkommend. Auf dem Weg zum Dinghi brachte ich Iris noch eine süße Aufmerksamkeit vorbei, worüber sie sich sehr gefreut hat.

Nach unserer geglückten Einreise holten wir Michi vom Schiff ab, und bummelten durch Mayagüez. Hier gibt es viel Grün, viel und laute Musik, viele Straßen-Ess-Stände und freundliche Menschen. Leider fanden wir weder eine SIM-Karte, noch einen Platz, wo wir Wifi nutzen konnten.

05.05.2019 Gegen den Wind

05.05.2019 Gegen den Wind

Franz

Heute ging es endlich los. Der große Schlag Richtung Süd/Ost nach Puerto Rico, endlich! Lange haben wir uns auf diesen Moment vorbereitet, mit anderen Seglern die ideale Route, den idealen Wind, den passenden Zeitpunkt diskutiert, Wettervorhersagen studiert, verproviantiert. An diesem Sonntag sah es nun so aus, dass der ewige Süd/Ostpassat nun endlich aller Voraussicht nach am Dienstag einschlafen und anschließend die Richtung nach Ost/ Nord/Ost wechseln würde. Das wollten wir ausnutzen. Unser Plan lautete nun: am Sonntagmittag auslaufen, zuerst nach Nord/Osten segeln, um Raum nach Osten zu gewinnen. Danach am Dienstag, wenn der Wind einschläft, unter Motor weiter Richtung Osten Motoren und schließlich, wenn der Wind nach Nord/Ost dreht, am Mittwoch nach Süd/Ost in Richtung Puerto Rico in die gefürchtete Mona-Passage (hohe und steile Welle) abdrehen. Soweit unser Plan.

Am Sonntag kurz vor Mittag hoben wir den Anker und fuhren also aus der Riffdurchfahrt hinaus in den offenen Atlantik. Good bye Grand Turk. Hoffentlich lässt uns die Wetterprognose nicht im Stich. Wir hatten aber ein gutes Gefühl. Als wir die nördlichste Spitze von Grand Turks passiert hatten, änderten wir den Kurs auf Nord/Ost. Ab jetzt hieß es „Am Wind segeln“. Spätestens hier sollte ich erklären, was dies ist. Für alle Segler unter unseren Lesern werden die kommenden Absätze eher uninteressant sein, aber wir finden, dass diese Form des Segelns erklärt werden sollte.

Beim Segeln unterscheidet man zwischen Am-Wind, Halb-Wind und Vor-Wind oder Raumschot-Segeln.

Vor-Wind oder Raumschot-Segeln könnte man auch als „Schönwettersegeln“ bezeichnen. Hier fällt der Wind von hinten, also achterlich ein. Man fährt also mit dem Wind. Folglich nimmt der gefühlte Wind auf dem Boot ab, da sich das Fahrzeug in dieselbe Richtung bewegt, wie der Wind. Dies ist auch die bevorzugte Fortbewegungsform der meisten Blauwassersegler, die sich entlang der Passatrouten um diesen Planeten bewegen.

Halb-Wind-Segeln ist das Segeln mit dem Wind querab, also im 90 Grad Winkel zur Bootslängsachse. Dies ist die schnellste Form des Segelns. Ein scheinbarer Wiederspruch für den nicht segelnden Laien, der natürlich davon ausgeht, dass man am schnellsten vorankommt, wenn der Wind von hinten kommt. Aber hier kommen beschleunigend wirkende Kräfte zur Wirkung, welche durch die Tragflächenformgebung der Segel hervorgerufen werden.

Das Am-Wind-Segeln schließlich ist die anstrengendste Form des Segelns. Im Segel-Chargon heißt es Wind von „vorlicher als querab“. Was bedeutet dies denn nun schon wieder? Was querab ist, brauche ich glaube ich nicht zu erklären. Allerdings muss man den Bereich vorlicher etwas eingrenzen. Im Gegensatz zum Raumschot-Segeln, bei dem der Einfallwinkel des Windes in einem Bereich von 91 Grad bis 180 Grad zur Schiffslängsachse segelbar ist, kann man beim Am-Wind-Segeln mit den allermeisten Booten und Schiffen nur einen Windeinfallswinkel von maximal 60 Grad zur Längsachse segeln. Das heißt, sobald der Wind gegenan steht, beziehungsweise in einem Winkel von 60 Grad Steuerbord oder Backbord zum Schiffsbug einfällt, kann man nicht segeln. Je näher oder höher wir an diesen nicht segelbaren Windeinfallswinkel herantasten, desto höher am Wind segeln wir. Das bedeutet aber auch; die gefühlte Windgeschwindigkeit an Bord nimmt erheblich zu, das Schiff stampft sich in die Wellen (diese kommen in der Regel aus der Windrichtung) ein, die Geschwindigkeit des Schiffs nimmt immer mehr ab, je höher am Wind wir fahren. Außerdem erfährt das Segelfahrzeug beim Am-Wind-Fahren die größte Krängung (das Schiff nickt durch den einfallenden Wind zur Seite und das Leben an Bord wird sehr ungemütlich). Theoretisch ist es möglich, gegen den Wind zu segeln, aber dies bedeutet: ein Winkel von insgesamt 120 Grad kann nicht gefahren werden, was zur Folge hat, dass sich die gesegelte Strecke vervielfacht, weil man kreuzen muss. Dazu kommt die verringerte Schiffsgeschwindigkeit, die erhöhte Windgeschwindigkeit an Bord, das Stampfen in die Welle und der Neigungswinkel des Schiffes, was das Leben an Bord zur sportlichen Turnübung werden lässt.

Die eigentliche Herausforderung liegt darin, dass man nicht direkt das Ziel ansteuern kann, sondern kreuzen muss. In unserem Fall ist das so, als würde man eine Reise von München nach Hamburg planen. Die Strecke beträgt ca. 800 km, die normalerweise mit dem Auto über die A8 und die A7 bewältigt wird. Beim Am-Wind kreuzen würde man von München via Stuttgart nach Paris, und dann über Amsterdam nach Hamburg fahren – und dies in der Geschwindigkeit eines gemächlich dahinfahrenden Radfahrers.

Als wir nun das nördlichste Cup von Grand Turks passierten und wir den neuen Kurs angesetzt hatten hieß es, hunderte von Meilen hoch am Wind, bzw. hart am Wind zu segeln, um unserem Ziel, Puerto Rico, näher zu kommen. Aton neigte sich um ca. 30 Grad und lief unter Segel mit ca. 4,5 Knoten Fahrt dahin. Die Wellen waren ekelhaft kurz und hoch, so dass es uns anständig durchschüttelte. Meile um Meile entfernten wir uns vom sicheren Land hinaus in den offenen Atlantik. Da wir die bereits beschriebenen 60 Grad zum Wind nicht segeln konnten, verschlug es uns sehr weit in nördliche Richtung. Wir teilten unsere Ruderwachdienste ein. Jeder hatte „4 Stunden on“, also Ruderwache und „8 Stunden off“, also frei. Ich (Franz) habe mich freiwillig für die allseits unbeliebte Hundewache (in unserem Fall von 02:00 – 06:00) eingeteilt. Das hieß in meinem Fall, dass ich morgens zwischen 02:00 bis 06:00 und nachmittags zwischen 14:00 bis 18:00 Uhr Dienst hatte. Wir gingen mit Marco die Einzelheiten des Bordlebens durch und begannen, uns an die Routine zu gewöhnen. Allerdings machten uns die Fülle an schlagenden und ächzenden Geräuschen des Schiffes, sowie die permanente Schräglage sehr zu schaffen. Alles im Schiff rollte auf eine Seite. Jede Tätigkeit im Schiff wurde zur Akrobatiknummer. Eine meiner ersten Maßnahmen bestand darin, die Kardanik unseres Herdes in Betrieb zu nehmen. Somit war die ebenste Fläche auf unserer Aton die Herdfläche.

Wollte man schlafen, so rollte man in eine meist relativ ungemütliche Ecke des Schlafraumes. Marco konnte nur quer im Bett eingeklemmt schlafen. Und als ob das noch nicht reicht, kamen zusätzlich die stampfenden Auf- und Ab- Bewegungen, hervorgerufen von teilweise 4 Meter hohen Atlantikwellen hinzu, welche die schlafende Person zeitweise in der Luft schweben und Bruchteile einer Sekunde später hart in seinem Bett aufschlagen ließen. Ich versuchte, am frühen Abend für meine bevorstehende Wache vorzuschlafen. Doch die vorherrschenden Bedingungen ließen dies nur sehr bedingt zu. Bei Michi, die bisher noch nie seekrank war, zeigten sich alsbald die ersten Anzeichen von Seekrankheit. Gottseidank gab sich dies aber bald wieder. Marco, in seiner stoisch ruhigen Art, ertrug diese Tortur auf seine Art. Jeder versuchte mit dieser Situation, so gut es ging, umzugehen. Meile um Meile, Stunde um Stunde, Schicht für Schicht bewegten wir uns mehr und mehr in nord/östliche Richtung. Dann entschlossen wir uns zu einer Kursänderung, damit wir nicht zu weit nach Norden gelangten. Nachdem wir das Manöver durchgeführt hatten und den maximalen Winkel segelten, stellten wir ernüchtert fest, dass wir nun 180 Grad anliegen hatten, also Südkurs. Nachdem wir nach ca. 48 Stunden wieder auf der Höhe von Turks waren, hatten wir uns wenige Meilen in Richtung Osten von unserem Abreiseort entfernt. Die Frustration war, wie ihr euch vorstellen könnt, dementsprechend hoch. Hinzu kamen Schlafentzug, eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse von schlagen, stampfen, klirren und knallen. Nachdem wir nach der zweiten Kreuz kein nennenswert besseres Ergebnis erzielten und nun auch noch der Wind einschlief, entschieden wir uns, unter Motor einen günstigeren Kurs einzuschlagen. Dies hieß aber für uns, dass nun zusätzlich zu dem bekannte Geräusch-Staccato auch noch der Motorlärm hinzukam. Ein hoher Preis, nur um schneller ans Ziel zu gelangen. Mittlerweile war es Dienstag, also bereits der dritte Tag auf See. Zu allem Überfluss stellte sich die angekündigte Änderung der Windrichtung nicht ein. Unsere Stimmung befand sich auf dem Tiefpunkt. Da nun, mit laufender Hauptmaschine ein Aufenthalt in der Gästekabine, die direkt neben dem Motorraum liegt, unzumutbar wurde, schlief Marco nun in der Bugkabine quer eingeklemmt. Michi, der es dort zu unruhig war (die Bugkabine macht die heftigsten Bewegungen), versuchte, im Salon mit Ohrenstöpsel auf der Sitzbank zu schlafen.

Ab dem Abend des dritten Tages machten wir gute Fahrt mit 7 bis 8 Knoten während der Nacht. Endlich waren die Wellen kleiner und länger geworden, so dass sich Aton nicht mehr gar so plagen musste. Wir hatten sowohl die Genua, als auch die Fock als Vorsegel gesetzt. Am Morgen sahen wir die Küste der Dominikanischen Republik bereits am Horizont. Die bergige Silhouette der Halbinsel Samana waren als Schatten zu erkennen. Wir diskutierten kurz, ob wir die Fahrt in der Domini-kanischen Republik unterbrechen sollten, entschieden uns aber dagegen. Augen zu und durch. Somit setzten wir einen neuen Kurs und fuhren unter Maschine direkt in Richtung Puerto Rico. Wir querten die Mona Passage, die Puerto Rico und die Dominikanische Republik trennt. Am späten Nachmittag passierten wir die steil ins Meer abfallende Felseninsel Desecheo Island, und danach erblickten wir endlich die Küste Puerto Ricos.

Mittlerweile bauten sich um uns herum bedrohend aussehende Regenwolken auf, die in der Ferne bereits abregneten. Wir bereiteten uns auf eine nasse Ankunft vor und zogen unsere Regensachen an. Der Wind nahm zu, weswegen wir unsere Segel refften. Bald aber schon fiel der Wind wieder ein, um dann wieder voll gegenan zu stehen. Die letzten Seemeilen stampften wir also wieder unter Motor in die riesige Bucht von Mayaguez. Endlich, um 21.30 Uhr fiel der Anker vor der Stadt, aus der laute Karaoke-Musik herüberschallte.

Insgesamt waren die ca. 620 Seemeilen in 4,5 Tage und 4 Nächte sehr anstrengend für uns. Die Schräglage, die Lautstärke der Geräusche, das in die Wellen Knallen unserer Aton, das Dröhnen des Motors und das deprimie-rend langsame Vorwärtskommen aufgrund des Am-Wind-Kurses zerrten an unserem Nervenkostüm. Wir machten uns immer wieder gegenseitig Mut, und versuchten die Langeweile mit lesen und Spanisch lernen zu bekämpfen. Michi und Marco hatten keinen Appetit, waren aber auch nicht wirklich seekrank. Die schönen Momente waren Michi`s Geburtstag, den wir mit einem von Marco und mir gebackenen Biskuit-Nutella-Kuchen feierten.

Außerdem wurden wir von 5 Delfinen längere Zeit begleitet, und insgesamt von drei Vögeln besucht, die uns sehr neugierig beäugt haben. Eine der schönsten Erlebnisse bei der Überfahrt waren die Nachtwachen, bei denen man den nächtlichen Sternenhimmel in einer nicht gekannten Klarheit sieht. Ich habe dutzende Sternschnuppen beobachtet, einige darunter, die kurz nach dem Eintritt in die Atmosphäre zerbarsten und sich in einem Funkenregen auflösten.

 

 

 

 

bis 04.05.2019 Faule Tage in Grand Turks

bis 04.05.2019 Faule Tage in Grand Turks

Michi

Faule Tage in Grand Turks

Insgesamt haben wir 1,5 Wochen in Grand Turks auf ein Wetterfenster gewartet, um nach Puerto Rico zu kommen. Gleich hinter unserem Ankerplatz waren Bojen, an denen immer wieder die Touristenboote festmachten mit den Gästen der großen Kreuzfahrtschiffe, die auf der Insel Station machen. Dort gibt es eine Kante, an welcher der Meeresboden von 10 Meter auf mehrere tausend Meter abfällt. Auch wir ließen es uns natürlich nicht nehmen, und waren öfters dort beim Schnorcheln. Es gab schöne Korallen und Fische zu sehen, und man näherte sich immer mehr der Kante an. Daran angekommen war es ein mulmiges Gefühl, plötzlich in die gähnende Tiefe zu schauen. Nichts als gähnende Tiefe und Dunkelheit. Irgendwie gruselig.

 

Da wir wieder einmal unsere Propangas-Flasche aufladen mussten, machten wir uns mit unserem Transportkarren und der Flasche auf den Weg. Wir fanden heraus, dass wir ziemlich weit Richtung Kreuzfahrt-Terminal an der Straße entlang laufen mussten. Es war ziemlich heiß, aber gottseidank blies immer ein erfrischender Lufthauch vom Meer. Wir waren gerade am Flughafen angekommen, als ein Auto anhielt, und eine nette Frau uns fragte: „Hallo, wohin wollt ihr denn?“.  „Wir müssen dahin, wo man die Propangas-Flasche auffüllt.“. „Steigt ein, ich nehme Euch mit.“ Wow, wie nett ist das denn! Also stiegen wir mit dem Karren und der Gasflasche ein. Sie fuhr uns direkt vor die Aufladestation, und meinte: „Ich warte, bis ihr fertig seid, dann fahre ich Euch wieder zurück.“. Das Aufladen ging ruckizucki und schon saßen wir wieder im Wagen. Unsere Fahrerin, die sich als Sabrina Williams vorgestellt hatte, erklärte uns noch Einiges über die Insel, und fuhr uns wieder bis zu unserem Dinghi zurück. Sie war eigentlich auf dem Weg in die Arbeit in der Nähe des Kreuzfahrt-Terminals, hat dann aber umgedreht, als sie uns laufen sah, ist mit uns hin und her gefahren, und anschließend in die Arbeit zurückgefahren. Obwohl uns das ja nicht zum ersten (und auch nicht zum letzten) Mal passiert ist, sind wir immer sehr beeindruckt von der Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit dieser Menschen.

Eine sehr nette Bekanntschaft war auch Dominique, eine Amerikanerin, die in München aufgewachsen ist. Sie betreibt einen süßen Kunsthandwerksladen mit angeschlossenem Cafe. Da Marco einen Tauchkurs gemacht hat, und die Tauchschule fast daneben war, nutzten wir öfters die Zeit, nachdem wir Marco mit dem Dinghi rüberbringen oder abholen mussten, für einen Kaffeeklatsch bei Nici. Sie hat früher für Walt Disney als künstlerische Leiterin gearbeitet, und an jedem berühmten Disney-Film mitgewirkt. Irgendwann war sie dann mit ihrem Vater (der bis zum 79. Lebensjahr getaucht ist) auf Grand Turks zum Tauchen, und ist hier „hängengeblieben“ (tatsächlich ist sie heute mit ihrem damaligen Tauchlehrer verheiratet).

Auch mit unseren Bootsnachbarn hatten wir einen netten Kontakt, allen voraus mit Stephan und Catherine von der Kohort. Aber auch zwei Katamarane mit den deutschen Birgit und Thomas, sowie den Franko-Kanadiern Yves und Lynn. Wir besuchten uns gegenseitig (alle sind immer sehr interessiert an unserem Boot), trafen uns zum Sundowner am Strand (leider war ein Lagerfeuer nicht erlaubt, da wir ja in einem Nationalpark sind), und bekamen viele wertvolle Tipps.

 

 

 

 

 

 

28.04.2019 Das nächste Dinghi-Abenteuer

28.04.2019 Das nächste Dinghi-Abenteuer

Michi

Marco und ich schnorcheln zur Kohort rüber, um mal Hallo zu sagen. Hier ist nicht nur der Ort viel schöner, als in Providenciales, sondern auch das Wasser schön klar (aber kein Vergleich zu den Exumas). Wir sehen einen großen Rochen im Sand liegen, und einige Fische. Catherine und Stephan schauen auf dem Heimweg vom Supermarkt bei uns vorbei, und bringen uns eine Honigmelone mit.

Sie geben uns Tipps, wo wir einkaufen können, und schwärmen uns von ihren Tauchgängen vor. Hier gibt es einen sehr tiefen, ca. 8.ooo Meter tiefen, Graben, der gleich nach dem Riffgürtel beginnt. Da alles ein Nationalpark ist, sind die Fische und Schildkröten sehr zutraulich.

Kaum sind die beiden wieder weg, kommt das Dinghi unseres anderen Nachbarn vorbei. Es ist Stephen, ein britischer Einhandsegler, und noch einmal ein Stephen, ein älterer Pilot, der mit seinem Flugzeug und Freunden eine kleine Rundreise macht. Die beiden haben sich wohl gerade erst kennengelernt. Sie fragen, ob wir Lust haben, mit ihnen auf ein Bier in eine Bar zu kommen. Wir sind dabei, packen schnell ein paar Sachen zusammen, und hüpfen in ihr Dinghi. Es geht Richtung Norden, wo eines der letzten Häuser ein nettes Lokal mit einer Strandbar ist. Es gibt Life-Musik, und bald schon stößt Nancy zu uns, die wir bereits am Vortag in Erika`s Hotel an der Bar sitzen sahen. Nancy (die wir nur „Schnapsdrossel“ nennen) und Stephen (der Dinghi-Besitzer) sind dem Alkohol nicht abgeneigt, und entsprechend lustig sind die Gespräche. Stephen, der Pilot, findet es toll, wie Menschen aus verschiedensten Ländern, die sich vor einer Stunde noch nicht gekannt haben, sich so gut verstehen und total spontan zusammenkommen. Er sagt: „I have to tell that my family, they won`t believe that.” (Das muss ich meiner Familie erzählen, die werden mir das nicht glauben.). Wenn der wüsste, was der Abend noch bringt, und was er dann erst zu erzählen hat.

Irgendwann beschließen wir, heimzufahren, und auch Nancy mitzunehmen. Wir gehen die paar Schritte zum Strand, steigen alle ins Dinghi ein (das gerade groß genug für uns sieben ist), und los geht`s. Nach ein paar Metern sind wir schon alle nass, weil Wellen über den Rand kommen, aber macht nix: der Wind und das Wasser sind ja warm. Stephen steuert das Dinghi, und wir fahren so ca. 200 Meter vom Land entfernt parallel zum Strand entlang, als plötzlich ein Ruck durchs Dinghi geht. Kurz darauf stehen wir still, obwohl der Motor noch läuft. Wir haben wohl das Riff gestreift, und der Schacht hatte Grundberührung, was wiederum den Sicherungsstift der Schraube abbrechen ließ. Ja und ratet mal: Stephen hat KEINE Paddel dabei (so wie wir das mittlerweile immer tun). Stockfinstere Nacht, ein Dinghi voll mit sieben Leuten, davon zwei betrunken, keinerlei Handy-Empfang, und der offene Atlantik in unserem Rücken. Ich hab zuerst geglaubt, das gibt`s jetzt nicht, aber leider war das die bittere Wahrheit. Also, was tun? Marco hat die Situation als erster überrissen: „Unsere einzige Chance ist, das Dinghi schwimmend an Land zu ziehen. Das machen meine Mama und ich, die ist eine super Schwimmerin.“.

Also hab ich schnell meine Hose und Jacke ausgezogen, und bin mit Marco ins Wasser. Zu unserem großen Glück hatte es weder starken Wind, noch Strömung (wenn uns das in den Exumas passiert wäre, hätten wir keine Chance gehabt, da gab es immer Strömungen). Wir schwammen also links und rechts vom Dinghi, und zogen die ganze Bagage mit uns mit. Es ging zwar sehr langsam, aber wir kamen dem Land immer näher. Plötzlich spürten wir sogar Boden unter den Füßen. Eine Untiefe. Wir konnten einige Meter laufen, aber dann hieß es wieder einarmiges Schwimmen. Nach ca. 20 Minuten spülten uns die Wellen wie Schiffbrüchige an den Strand, und wir waren alle zusammen glücklich, wieder an Land zu sein. Aber wie kommen wir jetzt wieder auf unsere Schiffe? Wir beschlossen, beim nächsten Haus zu klopfen, und um Hilfe zu bitten. Es war ca. 22.oo Uhr, aber wir hatten Glück und es wurde geöffnet. Wir schilderten unsere Lage, und fragten, ob vielleicht irgendjemand ein Boot hat, um uns zu unseren Schiffen zu bringen. Der gute Mann wusste keinen Rat, und schickte uns zum Nachbarn, und so klapperten wir einige Häuser ab. Ich und Marco tropfnass, in Unterhosen, alle zusammen voller Sand, und unsere Schnapsdrossel musste vom Pilot geführt werden. Eine ziemlich seltsame Truppe. Endlich kamen wir an einen Tauchlehrer, der wohl schon geschlafen hatte. Er war nicht sehr begeistert, und bedeutete Stephen, Marco, Franz und mich, auf die Ladefläche seines Pickups zu steigen. Wir fuhren durch den ganzen Ort bis zur Tauchschule, dessen Eigentümer unser Retter war. Von dort musste der arme Kerl erstmal zu seinem Boot rausschwimmen, das in der Bucht an einer Boje lag. Er holte also das Boot, ließ uns einsteigen und brachte uns zu unserem Boot. Der betrunkene Stephen fuhr wieder zum liegengebliebenen Dinghi zurück und schleppten dieses wohl bis zu seinem Boot ab. Am nächsten Morgen war Stephen bereits ausgelaufen in Richtung Luperon auf der Dom. Rep. Da es in den Folgetagen ziemlich viel Wind und Welle hatte, hoffen wir, dass er, der alleine und als absoluter Anfänger auf dem Weg ist, die Strecke unbeschadet geschafft hat. Wir für uns haben aus diesem Vorfall gelernt, uns zukünftig die Leute und die Dinghis, in die wir einsteigen, genauer anzuschauen (z. B. ob Paddel drin sind), und im zweifelsfall mit dem eigenen Dinghi zu fahren. Gottseidank ist ja alles noch einmal gut gegangen, aber wenn wir ablandigen Wind, oder Strom gehabt hätten, würden wir jetzt wahrscheinlich zu sechst mit einem Dinghi im Atlantik treiben.