11.01.2019
Michi
Wir haben es geschafft: erstes Etappen-Ziel heute erreicht. Die Florida-Keys. Wir sind fast die ganze Westküste runter und jetzt in Boot Key auf Long Key. Ein bisschen stolz sind wir schon darauf, und haben uns heute tierisch darüber gefreut. Nach einer Übernachtung vor Naples,
im Indian Key Pass in den tenthousand Islands, und einer im Shark-River im Everglade National Park, haben wir heute die restlichen knapp 70 Seemeilen mit einem schönen Halbwind-Kurs abgesegelt. Wir sind ganz begeistert von unserem Schiff. Da gibt es kein rollen, schlingern oder hüpfen. Ruhig und stetig, ohne große Krängung pflügt sie durchs Wasser; und ist auch noch schnell unterwegs. Sieben bis acht Knoten sind durchaus drin, neun in Spitzen. Und das alles völlig unaufgeregt. Man merkt erst, wie schnell wir eigentlich sind, wenn man genau hinsieht. Das macht richtig Spaß!
Als wir heute Früh noch im Dunkeln im Shark River unseren Anker gelichtet haben, und alles um uns tiefschwarze Nacht, war das schon ein bisschen gruselig. Als wir aber dann auf dem offenen Meer draußen waren, staunten wir erst mal über den wunderschönen Sternenhimmel. Glasklar, und zigtausendfach blinkten und glitzerten die Sterne. Bald darauf zeigte uns ein orangener Schimmer am Horizont, wo die Sonne aufgehen wird. Dieser wurde immer intensiver und die Farbe wechselte von orange über glutrot zu einem zarten gelb, bevor dann die Sonne erschien. Ich kann mich gar nicht sattsehen, und es wird mir auch nie langweilig, die Sonnenauf- und -untergänge zu beobachten. Jeden Tag ist es anderst, und doch ähnlich dramatisch, und immer wunderschön. Franz sagt schon immer, ich soll aufhören, das ständig zu fotografieren. Aber wenn`s halt so schön ist.
Als ich unter Deck war, rief Franz plötzlich: „Schnell, komm rauf, das musst Du sehen.“. Als ich oben war, sah ich aber leider nichts mehr. Er sagte, eine riesengroße Schildkröte (fast so groß wie das Dingi) sei neben dem Schiff geschwommen. Sie hat den Kopf rausgestreckt und laut geschnauft. Dann ist sie wieder abgetaucht. Delfine dagegen sind so allgegenwärtig, dass wir schon stetig mit ihnen rechnen. Oft sehen wir welche am Ankerplatz jagen. Sie sind meistens zu zweit oder dritt, ganz eng zusammen. Gemeinsam kommen sie immer wieder nach oben, um zu atmen. Das sieht eher langsam und bedächtig aus. Auf dem offenen Meer jedoch sind sie ungeheuer schnell. Wenn sie vorne in der Bugwelle mitschwimmen, bewegen sie sich kaum, und jagen nur einige Zentimeter vor uns her. Ebenso faszinierend ist es, den Vögeln beim Fischen zuzusehen. Vor allem Pelikane steigen erst über dem Wasser nach oben, legen dann ihre Flügel an, und stürzen wie ein Pfeil ins Wasser, um ihre Beute zu überraschen. Auch dem US-Wappentier, dem Weißkopfseeadler sind wir schon sehr nahe gekommen. Als wir im Flachwasser an einem Seezeichen vorbeifuhren, saß einer darauf, keine 3 m von uns entfernt. Er blickte stolz und selbstbewusst auf unser Boot, und ließ sich überhaupt nicht stören. Eine meiner Lieblingstiere hier sind allerdings Manatees, Seekühe. Es gibt sie überall in den Mangroven und im Brackwasser-Bereich. Sie sind, obwohl sie relativ groß sind, total friedlich und gemütlich. Wir haben sie einmal von einer Brück beobachtet, und sie streckten ihren Kopf aus dem Wasser, um uns anzuschauen.
Ich liebe es, in der Natur zu sein, zu beobachten, den Wind zu fühlen, und die Sonne. Welches Glück habe ich, dass ich dies jeden Tag geniessen kann. Bisher war das Wetter seit unserem Start immer schön, wenn es auch oft zu wenig Wind zum Segeln hatte. Es werden auch Tage kommen, wo es kalt, nass, stürmisch und ungemütlich sein wird. Ich hoffe, ich kann dann von diesen schönen Tagen zehren.