21.03.2019 Franz baumelt am Mast

21.03.2019 Franz baumelt am Mast

Michi

In Little Farmer`s Cay entschlossen wir uns, für eine Nacht am dortigen Jacht-Club anzulegen, da Franz die Batterien mit Land-Strom vollladen, und kontrollieren wollte. Unser Strom-Anzeiger geht nämlich immer weiter nach unten, und wir wissen nicht wirklich, warum. Dieser Jacht-Club (der definitiv auch schon bessere Zeiten gesehen hat) besteht eigentlich nur aus einem Steg, einem Restaurant, und einem älteren Paar , die ihn betreiben. Er heißt Roosevelt – Nixon (das ist kein Witz), und sie kocht. Auf dem Weg dorthin bestellten wir noch telefonisch Lobster bei einem hiesigen Fischer, den wir letztes Mal dort kennengelernt hatten (Lob sei meinem Leute-Anquatscher). Wir legten an, und fuhren auch gleich mit unserem Dinghi in den Ort, wo wir im Hafenbecken Schildkröten und verschiedene Fische bewunderten, die von einem Einheimischen angefüttert wurden. Wir holten unsere vier Lobster-Schwänze ab und fuhren wieder zurück. Abends genehmigten wir uns das erste Mal ein Restaurant-Essen im Jacht-Club. Wir waren das einzige Schiff, und somit auch die einzigen Gäste dort. Es gab Grouper, der frittiert zubereitet wurde, und sehr lecker schmeckte. Franz entdeckte, dass lediglich unser Strom-Anzeige-Gerät falsche Informationen liefert, und wir somit viele Stunden unseren Generator umsonst laufen gelassen hatten. Am nächsten Tag waren wir erst mal schockiert über den Preis, den wir zu zahlen hatten: 272,– $ für eine Nacht am Steg, und ein Essen für vier (nicht zu vergessen viermal duschen, was auch eigens mit $ 20,00 berechnet wurde, sowie Landstrom für $ 50,00 pauschal). Wir wissen schon, warum wir so gut wie nie in eine Marina gehen. Schade, dass die Exumaner (oder wie die heißen) nicht erkennen, dass sie viel mehr Geschäft machen würden, wenn sie ein bisschen Service bieten würden (z. B. den Anleger umsonst, und dafür geht man hier abends essen). Da könnten die sich im Mittelmeer mal ein Beispiel nehmen, denn das ist dort gang und gäbe.

In Musha Cay ankerten wir direkt vor der Privat-Insel des Zauberers David Copperfield und bewunderten den mit Cocos-Palmen angelegten Sandstrand, die diversen wunderschönen Strand-Häuser, und (wieder einmal) das glasklare Wasser ringsum. Wir waren schon alle vier ganz gespannt, wie uns der Lobster gelingen wird; schließlich war es das erste Mal, dass wir selbst einen zubereiteten. Wir recherchierten im Netz, und diskutierten, wie wir die Sache angehen können.

Wir kochten dann die vier Schwänze im Salzwasser ca. 8 Minuten, halbierten sie dann der Länge nach, und bepinselten das Fleisch mit etwas Knoblauch-Butter. Dann ab in den Ofen damit und überbacken. Als es ziemlich angebrannt roch, sahen wir dass die Kruste eines Schwanzes oben bereits schwarz war (unser Backofen ist nicht sehr hoch, und die Oberhitze kann man nicht regulieren). Also doch Unterhitze. Nach ca. 10 Minuten holten wir sie raus, und fingen an, das köstliche Fleisch zu essen. In der Mitte waren die Schwänze aber noch glasig, und so kamen sie nochmal für einige Minuten in den Ofen. Nun schlugen wir uns die Bäuche voll, denn pro Schwanz war richtig viel Fleisch drin. Nachdem wir um 21.3o Uhr schließlich fertig gegessen und gespült hatten, brauchten wir alle einen Bahamas-Rum, der uns tief und fest schlafen ließ.

Nächste Station: Leaf Cay im Süden der Exumas. Genau wie die gleichnamige Insel im Norden der Exumas gibt es hier Iguanas (also Echsen) am Strand. Ständig kamen Motorboote mit Touristen, um diese zu bestaunen. Erst am Abend, nach einem schönen Sonnenuntergang, hatten wir diese schöne Bucht für uns alleine. Wir genossen (wieder einmal) einen wunderschönen Sundowner, sowie aufgrund des Mondlichts eine taghelle Nacht.

Da es am nächsten Morgen windstill war, wollte Franz in den Mast steigen, um zu überprüfen, warum sich unsere Genua auf einmal so schwer einziehen lässt. Erst probierte er den neu erstandenen „Mastclimber“ aus, mit dem er mittels eigener Muskelkraft hinaufsteigen kann. Wir sicherten ihn am sogenannten Bootsmannstuhl (ein Sitz, mit dem man in den Mast gezogen werden kann). Es ging sehr langsam voran, da er die Schlaufen, in denen seine Füße steckten, immer wieder nachziehen und festmachen musste. Auf halber Höhe ächzte der Bootsmannstuhl, und wir beschlossen, dass er wieder runterkommen soll. Beim zweiten Versuch zog er sich eine Rettungsweste an, und wir befestigten das Sicherungsseil an der Weste, und nicht am Bootsmannstuhl (denn wenn dieser aufgeht, nutzt das auch nichts). Dieses Mal ohne „Mastclimber“, das hieß, das Seil um die Winsch am Mast legen, und per Muskelkraft hochziehen. Da wir das im Notfall zu zweit machen müssen (also Franz geht hoch zum Reparieren, und ich bin unten), bediente ich die Winsch. Peter sagte schon „das geht aber schwer“, dann begann ich zu winschen. Ich musste mich ziemlich plagen und weiß jetzt auch, für was ich allmorgendlich unter anderem meine 30 Liegestützen und 7 Klimmzüge mache. Gottseidank habe ich dank jahrzehntelangem Training und vielen Jahren Leistungssport genügend Kraft aufgebaut, die es nun nur noch zu erhalten gilt. Also gab ich alles, und nach mehreren Verschnaufpausen war Franz an der Mastspitze angelangt. Nur gut, dass er so abgenommen hat! Er sah, dass er ein Schmiermittel aufbringen musste, und ließ das Wäscheseil runter, damit wir dieses befestigen, und er es wieder hochziehen konnte. Aber da hatten wir dann doch unseren Mast mit seinen fast 18 Metern unterschätzt, und das Wäscheseil baumelte gerade in der Hälfte. Wir hatten jedoch die Idee, die Dirk, eine Leine, mit der man den Baum anheben kann, abzunehmen, und befestigten eine Tasche mit dem Schmiermittel daran. Franz zog das hoch, schmierte oben, und schon ging die Genua wieder „wie geschmiert“ rein und raus. Als wir ihn dann wieder runterließen, beschwerte er sich schon bitterlich, dass ihm sein bestes Teil furchtbar wehtut, weil genau im Schritt der Gurt der Rettungsweste mit der Sicherungsleine straff gezogen war. Ein bisschen musste er noch aushalten, aber dann war er glücklich wieder unten.

Und weil`s gerade so schön windstill war, und auch keine Wellen in diese schöne Bucht liefen, probierten wir noch unsere Fock aus. Wir haben nämlich neben der Genua und dem Hauptsegel noch eine Sturmfock, und eine normale Fock (also kleinere Vorsegel), die man je nach Wind und Kurs setzen kann. Hierzu wird der sogenannte Babystag, ein zweites Vorstag, an dem die Fock angeschlagen wird, hinter der Genua gesetzt. Wir zogen die Fock hoch, und begutachteten dieses. Es ist, genauso wie die Sturmfock, in einwandfreiem Zustand, und wir wissen nun, wie wir diese Segel bei Bedarf benutzen können. Leider ist unser Hauptsegel oben ausgerissen, und wir müssen sehen, dass wir es in Georgetown nachnähen lassen können, bevor wir die Exumas verlassen, und Richtung Turks und Caicos-Inseln weitersegeln können.

Als wir mittags dann zwecks fehlendem Wind im Atlantik weiter gen Süden motorten, legte Franz gerade die Schleppangel aus, mit der wir (bisher vergebens) versuchen, einen Fisch zu angeln. Ich war gerade am Ruder und sah etwas vor uns, dass dort weiße Schaumkronen auf dem Wasser auftauchten, obwohl das Wasser ringsum „ölig“ war, also nur die lange Atlantik-Welle anstand, die sich aber nicht bricht. „Was ist denn das?“, fragte ich, und wollte schon ausweichen, weil ich ein Riff vermutete. „Das sind Fische“, „schnell, fahr dahin“, kam unisono von Franz und Peter. Ich fuhr also mittenrein in einen Schwarm Fische, die von einem Räuber flüchteten. Peter und Agnes gingen nach vorne, und sahen einen großen Hai räubern. Er streckte die Rückenflosse über Wasser (wie man das vom „Weißen Hai“ kennt), und pflügte den fliehenden Fischen hinterher. Erst als unser Schiff sich näherte, tauchte er ab. Wir hofften natürlich, dass auch andere Räuber unterwegs sind, und an unserem Köder anbeißen, aber leider hatten wir auch dieses Mal kein Glück. Naja, irgendwann wird schon mal einer anbeißen.


2 Replies to “21.03.2019 Franz baumelt am Mast”

  1. Hallo, wir vermissen fürchterlich die entsprechenden Fotos, vor allem von Franz hängend im Mast! ? denn irgendwas brauchen wir daheim Gebliebenen schon um eure Abenteuer “sichtbarer“ mit zu erleben. Und so manches zum Schmunzeln natürlich auch! LG Patricia

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