Wir segeln!

Wir segeln!

Michi
Wir beschlossen, für ein paar Tage um die Insel zu segeln und verließen am nächsten Morgen das Hafenbecken durch die geöffnete Zugbrücke. Endlich wieder segeln – wir freuten uns schon. Wir hatten mit ca 25 Knoten einen schönen Segelwind, Sonne und nur kleine Wellen. „It`s champagner-sailing“ sagte Simon. Wir waren schon gespannt, wie sich die Princess segeln lässt. Simon hatte uns schon gewarnt: alles ist groß und stark auf diesem Schiff. Die Winschen, mit denen die Genuaschoten bedient werden, sind, verglichen mit denen der Aton, riesig. Und die Schoten, also die Leinen, die das Vorsegel seitlich führen, sind ungefähr doppelt so dick als unsere. Und da jedes Schiff ein bisschen anders ist, war es sinnvoll, ein bisschen zu üben. Bei einer Wende muss das Vorsegel von einer Seite des Schiffs auf die andere gezogen werden. Und da das Segel voll im Winddruck steht, ist unheimlich viel Spannung auf den Schoten. Während das Schiff also die Richtung zum Wind so ändert, dass dieser auf der anderen Schiffseite in die Genua bläst, wird die Genuaschot auf der einen Seite „aufgeschmissen“, also von der Winsch, die sie hält, gelöst. Auf der anderen Seite wird die Genua mit der Schot herübergezogen und dann dort auf der Winsch festgemacht. Ich hatte die Aufgabe, die Schot aufzuschmeißen. Simon wollte, dass ich diese mit einer Hand schon einmal von der Winsch löse, während ich mit der anderen auf die Rolle der Winsch drücke und so verhindere, dass die Schot sofort „durchgeht“. Diese Technik kannten wir bisher noch nicht. Ich drückte wohl irgendwie nicht richtig und schon war es geschehen: sssssssssssss machte es und die Leine wurde mir aus den Händen gerissen und peitschte wie wild lose im Wind. Franz half mir, sie wieder auf die Winsch zu belegen und ich war mit einem riesen Schreck davongekommen. Gottseidank hatte ich vorher noch meine ledernen Segel-Handschuhe angezogen.

Der zweite Versuch klappte dann und wir übten die Wenden noch mehrere Male. Dann passierte Rachel am Steuerrad noch ein Fehler und der Wind, der gerade von hinten blies, schlug den Baum unkontrolliert mit einem lauten Schlag auf die andere Seite (eine sogenannte Patent-Halse). Das war ihnen lange nicht mehr passiert, versicherten sie uns. Wir sicherten den Baum nun mit einer Leine und genossen den restlichen Nachmittag ohne weitere Vorkommnisse. Das war schon Aufregung genug. Mein Respekt vor den Riesen-Winschen war nicht kleiner geworden, aber es half nichts. Wir wollten in den nächsten Tagen noch fleißig üben, bevor wir uns auf den Atlantik wagen würden.


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