17.04. – 18.04.2019 Bordalltag

17.04. – 18.04.2019 Bordalltag

Michi

Nachdem wir eine sehr unruhige Nacht (hervorgerufen durch Kettengeräusche, ähnlich eines slippenden Ankers) hatten, in der wir immer wieder unsere Position überprüften, waren wir an diesem Morgen dementsprechend müde. Nach einem opulenten Frühstück und dem unweigerlich folgenden Spülmarathon hieß es zuerst mal „groß reinemachen“! Außenstehende, die noch nie auf einem Boot oder Schiff länger Zeit verbrachten, können selten ermessen, wie reinigungsintensiv eine Segeljacht defacto ist. Da aber unsere Freunde, Michael und Christine dies sehr wohl aus unserer gemeinsamen Segelzeit im Mittelmeer kannten, wurde unsere Arbeit am Schiff mit nett gemeintem Hohn und Spott begleitet. Ich kämpfte, mit einem Zahnbürstchen, verschiedenen Schwämmen und viel Wasser bewaffnet, zuerst den Schmutz auf den Sitzbänken, unter dem Fußrost und im übrigen Cockpit nieder. Danach waren die Fenster und der Rost am Bugkorb dran, und letztendlich wurden die Edelstahlrohre und Winschen gereinigt und poliert. So fühlten ATON und ich uns wieder richtig wohl.

Kaum hatte ich mich danach mal hingesetzt, fiel es dem Pi ein, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Haarschnitt wäre, den ich ihm im Vorfeld schon versprochen hatte. Also Haarschneide-maschine raus, und schon ging es auf unserer „Badeterrasse“ im Heck des Schiffes an Pi`s Haar-pracht. Obwohl er Sonderwünsche hatte (oben ein längeres Dreieck stehen lassen, und dann an die kürzeren Seitenhaare angleichen), gelang es mir, ihn mit dem Haarschnitt glücklich zu machen. Und weil ich gerade schon dabei war, kam jetzt auch Franz unter`s Messer. Das ist viel einfacher, weil ihm raspelkurz einfach am Besten steht. Jeder, der ihn kennt, weiß, was seine Haare machen, wenn sie zu lang sind.

Am Nachmittag fahren wir in eine nahe, von einem Hurricane teilweise zerstörten Marina, um das dortige Wifi zu nutzen und uns auf dem Laufenden zu halten. Dieses Mal gelang uns das Verbinden der Geräte im ersten Anlauf. Nachdem wir die wichtigsten Dinge am Computer erledigt hatten, fuhren wir mit dem Dinghi zurück zur Aton. Da ein kräftiger Passat dabei voll gegenan stand, waren wir am Ende bis auf die Haut nass. Den nächsten Tag verbrachten wir mit Brotteig ansetzen, relaxen, schlafen und abermals Wifi in der besagten Marina nutzen. Nach einem grandiosen Abendessen beschlossen wir, am folgenden Morgen, zurück zu segeln.

Da der Wind morgens ganz ordentlich pfeift, frühstücken wir unter Deck, damit uns nix vom Löffel geweht wird. Ich stehe am Ruder, als wir jenseits des Korallengürtels im tiefen Atlantikwasser das Hauptsegel, die Fock und die Genua hissen. Es weht ein „lebhafter“ Nord/Nordost-Wind und wir haben einen Am-Wind-Kurs. Aton gibt richtig Gas, und in den Böen sehe ich immer wieder 8 bis 10 Knoten auf meinem Instrument aufblitzen. Pi übernimmt das Ruder und wir beschließen, eine Wende zu fahren, da wir sonst nicht um das Nord-West-Kap herumkommen. Als wir gerade durch den Wind gehen, will ich die vorher gereffte Genua und die Fock überholen, aber irgendwas klemmt bei der Genua, und des-wegen verpasse ich es auch, die Fock überzuholen. Die Leinen verheddern sich, und Franz muss aufs Vorschiff, um alles zu entwirren. Auch die nächste Wende läuft nicht besser, da Pi zu wenig Fahrt im Schiff hatte, und wir mittendrin „verhungern“. Also wieder zurück, und nochmal von vorne. Wir entschließen, die Genua ganz einzuholen, und nur mit der Fock und dem Hauptsegel geht es nun wesentlich einfacher. Wir machen trotzdem gute 7 Knoten Fahrt. Bei der nächsten Wende löst sich der Palstek im Schothorn der Fock (damit ist die Vorschot-Leine in der Spitze des Segels festgemacht). Und wer soll`s richten? Genau: Franz also wieder aufs Vorschiff (das machen wir generell immer nur mit einer Sicherungsleine, womit man sich am Schiff einpickt). Er legt sich auf den Boden, versucht, mit einer Hand das Segel zu halten, an dem der Wind zieht und zerrt, und mit der anderen, den Knoten neu einzubringen. Gerade als ich dazukomme, um ihm zu helfen, hat er es geschafft. Mittlerweile segeln wir an der Westküste Providenciales runter, und Franz beschließt, seine handline mit einem silbernen Blechfischchen als Köder reinzuhängen. Ihr ahnt, was passiert: es beißt ein ganz Großer an, und schwupp, ist auch dieser Köder abgebissen. Das war jetzt der vierte in Folge, und er beschließt, bis auf Weiteres (bis er ein Stahl-Vorfach hat, das nicht so leicht durchge-bissen wird) seine Angelversuche einzustellen. Wir ankern in der nicht fertiggestellten West Caicos Marina, in der bereits Stephan und Catherine mit ihrer Kohort liegen, die wir auch gleich auf einen Ratsch besuchen. Abends steigt dramatisch der Vollmond auf, und leuchtet unser Cockpit aus, in dem wir den Abend mit Schokolade und Whisky ausklingen lassen.


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