16.04.2019 Ein ereignisreicher Tag

16.04.2019 Ein ereignisreicher Tag

Franz

Nach dem Frühstück entschlossen wir uns zur Weiterfahrt in den Nord-Westteil von Providenciales. Um 11:00 heben wir den Anker und fahren die enge Einfahrt durchs Riff hinaus in den offenen Atlantik. Da sich die Windrichtung nicht verändert hatte, setzten wir die Segel und fuhren mit halben Wind nach Norden. Auf dem Weg dorthin ließen wir ein weiteres Mal unseren vorletzten Kunstfischköder hinter uns herziehen, in der Hoffnung, einen weiteren Fisch zu fangen. Nach einer geraumen Zeit ließ uns das ruckartige Auslösen unserer Bissanzeige hochschrecken. Ich hechtete zur Angelschnur und riss an. Ein kräftiger Ruck an der handline und wenig später war kein Widerstand mehr feststellbar. Meine Befürchtung hatte sich beim Einholen der Angelschnur wenig später bewahrheitet. Abermals war der Kunstköder (er kostete ca. 17 Dollar) samt Vorfach abgebissen worden. Frustriert packten wir unsere Angel ein und gaben uns dem Segeln hin. Am Kap angekommen fuhren wir süd-östlich in eine große Bucht. Nach einer weiteren Riffdurchfahrt ankerten wir vor einer Reihe von Hotels und Strandbars. Da einige unserer Lebensmittel zur Neige gingen, nutzten wir die Gelegenheit für einen Einkaufsbummel. Wir machten unser Dinghi fertig, packten unsere Seesäcke und den angefallenen Müll ins Beiboot und fuhren zu dritt (Christine blieb auf Aton zurück) an den Strand. Da wir seit Tagen kein Internet mehr hatten, planten wir in einer der Strandbars etwas zu trinken und deren Wifi zu nutzen, um wieder aktuell zu sein. Gesagt, getan, Tafelwasser geordert, das W-Lan-Passwort erfragt, Computer und Handy gekoppelt. Aber siehe da, nichts geht. Nachdem wir dem Personal der Bar mitgeteilt hatten, das wir Probleme mit dem Wifi hätten, ernteten wir nur ein „sorry, it could be“, und das wars. Also 6 Dollar umsonst für Getränke investiert. Unser nächstes Problem hieß: Müllentsorgung. Aber wohin damit, an diesem belebten, von Hotels und Bars gesäumten Strand? Michael konnte schließlich, an so manchem Badegast vorbei, eine Mülltonne ausfindig machen, in der er still und heimlich unsere Hinterlassenschaften entsorgte. Somit konnten wir uns unserem dritten Problem zuwenden: dem Provianteinkauf. Michi fragte bei der Besitzerin eines kleinen Ladens für T-Shirts im hinteren Bereich der Bar, in der wir uns befanden, nach dem nächsten Supermarkt. Die Antwort war, dass die nächste Einkaufsmöglichkeit ca. 40 Minuten zu Fuß entfernt wäre. Aber sie bot uns an, dass sie uns mit ihrem privaten Wagen dorthin fahren würde. Auf die Frage, was sie dafür verlange, antwortete sie: „Ich verlange nichts, wenn ihr mir etwas geben wollt liege das ganz bei Euch“. Wir waren komplett überwältigt, von solch einer selbstlosen Gastfreundschaft. Also packten wir unsere sieben Sachen und warteten, bis Daphne, so hieß unser hilfsbereiter Engel, ihren Laden kurzfristig verschlossen hatte und uns zu ihrem Auto führte. Sie chauffierte uns dann die kilometerlange Straße hinter den Geschäften und Hotels entlang, bis wir 10 Minuten später das Einkaufszentrum erreichten. Am Parkplatz angekommen sagte sie uns zu, hier zu warten, bis wir fertig wären. Wir fragten sie, ob wir etwas für sie mitbringen könnten. Sie wolle nur eine Getränkedose, das wäre alles. Also stürmten wir zu dritt in den Supermarkt und teilten uns auf. Nach wenigen Minuten hatten wir einen riesigen Einkaufswagen voll mit dem Nötigsten. Wir zahlten, packten alles in Tüten und den Seesack und schleppten unseren Vorrat zu Daphnes Wagen. Sie half uns beim Einladen und fuhr uns anschließend zurück. Leider konnten wir ihr beim Verabschieden nicht mehr gebührlich unseren Dank vermitteln, da sie mit ihrem Handy ein Telefonat führte. Wir gaben ihr 10 Dollar für ihre selbstlosen Dienste und verabschiedeten uns. Nachdem wir alles an Bord hatten und gerade im Begriff waren, zu kochen, hielt ein fremdes Dinghi an unserem Schiff. Darin saß ein sehr junges und nettes Pärchen, die sich als Stephan und Catherine vorstellten. Ihnen gefiel unser Schiff. Sie kannten es anscheinend schon von den Bahamas. Sie wüssten einen viel geschützteren Ankerplatz, nicht weit, nur um die Ecke. Sie würden ihr Schiff ebenfalls dort liegen haben. Sie gaben uns die genaue Wegbeschreibung und verabschiedeten sich. Nachdem unser Ankerplatz sehr offen und anfällig für anrollende Wellen war, entschlossen wir uns kurzfristig, den vorgeschlagenen Ankerplatz anzulaufen. Da es bereits begann, dunkel zu werden, machten wir unsere Beleuchtung an und fuhren die relativ kurze Strecke dorthin. Es war bereits Nacht, als wir den Anker eingruben. Nach einem sehr leckeren Abendessen sowie einigen guten Gesprächen ließen wir diesen ereignisreichen Tag mit einigen Rumpunsch ausklingen.


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