12.04.2019 Pfannentauchen in der Geister-Marina

12.04.2019 Pfannentauchen in der Geister-Marina

Michi

„Häh, was soll denn diese Überschrift heißen?“, das denkt Ihr Euch wahrscheinlich jetzt. Zugegebenermaßen möchte ich Euch auch neugierig machen. Aber erst mal der Reihe nach.
Schon vor einiger Zeit hatten wir an unserem Groß-Segel bemerkt, dass einige Stellen eingerissen sind. Dies wollten wir unbedingt reparieren lassen, bevor wir uns an die Überfahrt nach Puerto Rico machen. Deswegen haben wir bei Bob von der South Side Marina, wo wir unsere nächsten Gäste in Empfang nehmen wollten, bereits nach einem Segelmacher nachgefragt. Er empfahl uns einen Polsterei-Familienbetrieb, und Franz wollte gerne vorab dort die Reparatur abklären. Hierfür mussten wir zur South Side Marina, ankerten in der Bucht, und fuhren mit dem Dinghi rein. Franz zeigte beim Polsterer Fotos unseres Segels vor, und machte einen Termin für Montag aus, da sollten wir unser Segel abgeben. In der Marina lernten wir ein deutsches Paar kennen, die seit gut 4 Jahren mit ihrem Katamaran unterwegs sind. Wir saßen lange zusammen, und Stefan und Sybilla gaben uns viele, wertvolle Tipps für unsere weitere Reise.

Um unser Segel am Montag früh abzugeben, mussten wir noch die Mastrutscher des Vorlieks (die Verbindung von Segel und Mast) vom Mast trennen, was nur vor Anker optimal geht. In der Marina liegt man fest an einem Steg, und das Schiff kann sich nicht nach dem Wind ausrichten, wenn das Segel hochgezogen wird. Das wiederum verhindert, dass man es wieder ordentlich in den Lazy Jack (der Aufbewahrungssack, der auf dem Baum liegt) einfallen lassen kann. Also beschlossen wir am Sonntag, uns hierzu eine in Bau befindliche Marina anzusehen, wo wir vor Wind und Welle geschützt ankern, und in Ruhe unser Segel vorbereiten können. Wir hatten gelesen, dass der Bau der Marina eingestellt wurde, und ankern dort eigentlich nicht erlaubt ist, aber schließlich hatten wir ja sowas wie einen Notfall mit unserem Segel, und hofften, dass keiner da sein wird. Die Einfahrt war erst im letzten Moment als solche erkennbar, und sehr schmal. Wir hatten Seitenwind, und unser Schiff passte gerade so durch, aber mein Skipper hat ja inzwischen Übung mit schmalen Durchfahrten, und meisterte auch diese Herausforderung souverän. Im Hafenbecken ankerten wir, wie erhofft, wind- und wellengeschützt. Überall standen Schilder, dass es sich um Privatbesitz handelt, und eine Einfahrt verboten ist. Die Ränder waren teilweise betoniert und es gab auch ein Gebäude, aber alles war verlassen. Wir machten uns an die Arbeit mit unserem Segel, welche wunderbar klappte, und da uns niemand verjagte, übernachteten wir hier. Irgendwie war es gruselig, so mutterseelenallein in einer privaten Marina zu sein, aber wir hatten eine ruhige Nacht.

Am nächsten Morgen fuhren wir in die South Side Marina, nahmen unser Segel mithilfe eines netten Australiers vom Schiff, und gaben es zur Reparatur. In der Werkstatt, die von Gastarbeitern aus der Dom. Rep. geführt wird, lief laute Mergengue-Musik. Es wurde gelacht und gesungen, und nebenbei auch gearbeitet. Die Angestellten fuhren uns sogar anschließend noch zum Supermarkt und zurück zur Marina – alles im Service inbegriffen. Tags darauf begrüßten wir Christine und Michael als Gäste auf der Aton. Wir verbrachten zwei ruhige Tage in der familiären Marina. Bald schon kannten wir die anderen Segler, nahmen am wöchentlichen Grillabend teil, und fühlten uns hier sehr wohl. Christine und ich gingen abends zur Dusche, die hier wunderschön unter freiem Himmel direkt aus dem Felsen kommt. „Sitzt hier wirklich ein Frosch?“, fragte mich Christine. Tatsächlich, ein Frosch saß seelenruhig auf dem Deckel des Papierkorbes, sah uns mit seinen Knopfaugen an, und ließ sich durch uns nicht stören. Als wir unser repariertes Segel wieder hatten, gingen alle Arbeiten nun in umgekehrter Reihenfolge: wir hakten es auf dem Baum ein, und zogen es durch einen Schlitten in die richtige Position, zogen die Reffleinen ein, und verbanden alle Halteleinen. Das Einhängen der Mastrutscher aber wollten wir wieder in der Geistermarina erledigen. Am Donnerstag, nachdem wir eingekauft, und Wasser, Diesel und Benzin gebunkert hatten, liefen wir aus. Wie auch letztes Mal war niemand in der Geistermarina zu sehen, und wir konnten unser Segel wieder einsatzfähig machen.


Nach dem Abendessen spülten wir noch das Geschirr, konnten uns aber (zum ersten Mal) nicht mehr zum trocknen und aufräumen aufraffen. Ich schob das Schäffchen mit dem Geschirr einfach zur Seite, damit wir auf den Cockpitbänken den Abend ausklingen lassen konnten. Franz blieb irgendwie daran hängen, und schon war es geschehen: unsere gute Bratpfanne machte den Abflug, und rutschte über unsere Heckterrasse ins Hafenbecken. Weg war sie. Wir beschlossen, am nächsten Morgen danach zu tauchen, und hofften inständig, dass wir sie finden würden. Leider war das Wasser hier bei weitem nicht so glasklar, wie in den Exumas, und alles schnorcheln und tauchen war vergebens. Keine Pfanne, auch kein einziger Fisch, nur trübes, türkises Wasser und Sand. Wir trösteten uns damit, dass lieber die Pfanne, als beispielsweise das Handy abgetaucht ist, und nahmen es gelassen. Auf jeden Fall werden wir ab jetzt wieder gleich abtrocknen und das Geschirr verräumen.

 


6 Replies to “12.04.2019 Pfannentauchen in der Geister-Marina”

  1. 23.04.2019

    Hallo Michaela,

    was ihr beide in den vergangenen Monaten Eurer Reise erlebt habt klingt fantastisch.
    Dank der herrlichen Berichte kann ich als „Follower“ in eine phantastische Welt mit eintauchen, die ich in dieser Form ziemlich sicher nie erleben werde.
    Herzlichen Dank dass ich als interessierter Leser an Eurer Reise teilhaben darf.
    Meine Hochachtung für Euren Mut und Euer Geschick, die täglichen Herausforderungen eines solchen Abenteuers zu meistern. (….und dann auch noch jene bei Nacht – Du lieber Gott!).
    Das wäre für eine Landratte mich nichts: ich hab schon die Hosen voll, wenn ich das
    gegenüberliegende Ufer eines Binnengewässers nicht mehr scharf sehen kann.

    Ich wünsch Euch beiden weiterhin eine spannende, unfallfreie, glückliche und gute Reise……….
    ……..und immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel.
    Frohe Ostern und liebe Grüße aus dem frühlingshaften, sonnigen Wulfertshausen,

    sendet Alois.

    1. Lieber Alois, herzlichen Dank für die Komplimente. Wir wünschen Dir und Deiner Familie ebenfalls (nachträglich, mangels Netz) frohe Ostertage und einen wunderschönen Frühling. Wir schicken Euch ganz viel Sonne (hat anscheinend schon geklappt); ab und zu wünschen wir uns einmal einen kühlen Lufthauch, aber ich will nicht jammern. Ich selbst mag es sehr, wenn es warm ist, mein Skipper leidet da eher. Irgendwie fühlt es sich für ihn immer mindestens 5 Grad wärmer an, als für mich. Wir freuen uns sehr, dass Du unsere Berichte offenbar gerne liest. Auch wenn das für Dich nichts wäre – irgendeinen Taum hast Du bestimmt auch. Und wenn wir Dich nur ein bisschen darin bestärken können, daran zu glauben, und den Mut aufzubringen, etwas zu wagen, wäre das sehr schön. Manchmal muss man einfach seine Komfortzone verlassen, um sich auf etwas Neues einzulassen. Das können nicht nur wir, sondern jeder andere auch.
      Liebe Grüße nach Wulf, lass mal wieder was hören. Ich freu mich über jeden Kommentar.
      Michi

  2. Hallo Ihr Zwei,
    frohe Ostern wo auch immer Ihr seid. Auch uns ist es vergönnt bei schönstem Wetter Ostern zu feiern. In diesem Jahr , bei dem schönen Wetter, konnte man den Frühling so richtig ankommen sehen. Alles blüht und grünt. Wie schön das wir in Bayern leben können. Auch Motorrad fahren war schon gut möglich.
    Bei den tollen Begegnungen die Ihr habt und die wunderbaren Naturerlebnisse wird euch sicher nicht langweilig. Ich habe Null Ahnung vom Segeln und hätte mir nie vorstellen können das soviel kaputt gehen kann. Eine echte Meisterleistung das alles zu organisieren und zu reparieren. Wir begleiten Euch weiter bei Eurem Abenteuer und wünschen Euch eine “ allzeit steife Brise“.
    Liebe grüße Margit und Gisbert

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