08.03.2019 Die Binnenuhus sind da

08.03.2019 Die Binnenuhus sind da

Hallo Leute, wahrscheinlich wartet Ihr schon auf das nächste Lebenszeichen von uns. Also, wir leben noch (und nicht schlecht), sind aber seit Franz` Geburtstag selten zum Schreiben gekommen.

Wir schauten, dass wir die gut 40 Seemeilen auf dem Atlantik, die wir bis Georgetown noch hatten, möglichst ohne Gegenwind hinter uns bringen. Dies ist aufgrund des beständigen Passatwindes, der immer aus Osten bläst, ein Glücksspiel. Wir haben das Spiel aber gewonnen, und sind das größte Stück bei einem Am-Wind-Kurs von Nord-Ost gesegelt. Kurz vor Georgetown, wo wir einige Tage später unseren nächsten Besuch erwarteten, blieben wir für drei Nächte in einer sehr schönen Bucht. Von drei Seiten durch Inseln geschützt, hatten wir einen schönen, weißen Sandstrand direkt vor der Nase, und außer uns nur maximal noch ein anderes Schiff in der Bucht. Da wir in der „Stadt“ (die nicht wirklich eine ist) Einiges zu erledigen hatten, fuhren wir mit dem Dinghi ca. eine halbe Stunde dorthin. Keine Angst, alles ist gutgegangen: Sprit hat gereicht, Paddel für den Notfall waren dabei, der Außenborder hat keine Zicken gemacht. In Georgetown gibt es ein Ankerfeld und einen witzigen Dinghi-Anleger, für den man durch einen kleinen Felsentunnel in einen inwärtig gelegenen See fährt. Es gibt eine Bank, einen Supermarkt, einen Liquor-Shop (aber Alkohol ist nur was für die reichen Jachties), eine Tankstelle (leider nicht mit dem Schiff zu erreichen), und mehrere kleine Bars und Geschäfte. Wir wollten checken, ob man irgendwo Taucher-Ausrüstung leihen kann, weil Franz den Pitch (also die Ausrichtung) des Propellers unter dem Boot optimieren wollte. „Ich quatsch mal den Rasta-Man dort in der Bar an“, sagte er und ging schnurstracks auf einen jungen Mann zu, der unbedarft dort saß. Ihr glaubt es nicht, aber der arbeitete tatsächlich in einer Taucher-Basis in der Stadt. Das ist mal ein Glück, oder? Er wusste die Telefon-Nummer auswendig, und sagte uns, wir sollen dort morgen mal bei seiner Chefin, Tamara, anrufen. Wir verbrachten den Rest des Tages an „unserem“ Strand, und riefen anderntags an. Die sehr nette Tamara bot uns an, am nächsten Morgen die Taucherflasche abzuholen. Also fuhr Franz wieder mit dem Dinghi den weiten Weg in die Stadt. Ich wunderte mich schon, warum das gar so lange dauert, als ich ihn nach gefühlten Stunden paddelnder Weise wieder in die Bucht kommen sah. Er musste zwischendrin Benzin nachfüllen (ja, er hatte auch eins dabei!), aber dann ist der Außenborder nicht mehr angesprungen. Gottseidank war er schon auf dem Heimweg, und der Wind und die Welle waren mit ihm; außerdem hat er, bedingt durch seine „neue Figur“, jetzt auch die Motivation, diese durch Bewegung zu erhalten. Er hat es also mit Humor und Gelassenheit genommen, und ist gepaddelt. Früher hätte ihn das garantiert ziemlich geärgert, vor allem, weil es umsonst war, denn die Taucherflasche war zwar da, aber kein Lungen-Automat (also das Mundstück dazu), so dass er mit leeren Händen wiedergekommen ist. Tamara konnte aber nichts dafür, weil sie nicht wusste, dass wir diesen auch brauchen. Sie bot uns dann telefonisch an, am nächsten Morgen vorbeizukommen. Dieses Mal fuhren wir aber mit unserem Schiff und ankerten direkt vor der Tauch-Basis. Als wir die Sachen hatten, legte Franz alles an (unser Tauchkurs ist ungefähr 30 Jahre her), und tauchte unter das Schiff. Leider waren die Schrauben, die er lösen wollte, so sehr mit Muschelkalk eingewachsen, dass er nicht riskieren wollte, diese abzureißen. Nach etwa 15 Minuten brach er die Aktion also wieder ab, und wir brachten das ganze Zeug zurück. Da wir eigentlich für 24 Stunden bereits gezahlt hatten, hofften wir, einen Teil der Geräte-Miete wieder zu bekommen. Netterweise bekamen wir das ganze Geld und ein Lächeln noch dazu. Jonathan (der Typ aus der Bar) bot sogar noch an, zu helfen, aber Franz sagte, es hat keinen Wert, da die Schrauben mit Chemie erst zugänglich gemacht werden müssen, und das geht unter Wasser ja nicht.

Da ein strenger Ostwind vorausgesagt war, verlegten wir uns auf die Westseite der gegenüber liegenden Insel, wo eine große „Segel-Community“ bereits vor Anker lag (ca. 200 Schiffe). Ich schwamm spätnachmittags noch zum Strand, wo ich beinahe auf einige Rochen getreten wäre, die dort ihre Kreise zogen. Es gab eine Conch-Bar (ihr erinnert Euch, die Seeschnecken, die eine bahamische Spezialität sind), und hinter dieser Hütte wurden die Schneckenhäuser einfach ins Wasser geschmissen. Ich denke, die Rochen fressen da die Reste, die noch dranhängen.

Einige Tage später kamen dann Peter und Agnes (die im Blog den Namen Binnenuhus haben) nach Georgetown geflogen. Wir hatten unser Schiff nun wieder direkt vor die Stadt verlegt, weil aufgrund des recht lebhaften Ostwindes, eine ziemlich hohe Welle anstand, und klar war, dass der Dinghi-Transport so kurz wie möglich sein sollte, da er recht feucht zu werden versprach. Wir fuhren zeitig los (auf dem Hinweg noch mit der Welle), da wir die Happy-Hour an der Bar noch ausnutzen wollten. Leider kam eine Nachricht, dass der Flug Verspätung hat, und so entschlossen wir uns, Franz fährt mich zurück, damit er dann nicht noch zweimal fahren muss. Unser Dinghi ist nämlich nicht sehr groß (zugelassen für 3 Personen), und Reisegepäck war ja auch noch dabei. So kam ich in den Genuss, pitschpatsch-nass bis auf die Haut, und gut durchgesalzen, wieder am Schiff anzukommen. Ich gab Franz noch die große Dinghi-Abdeckung mit, damit unser Besuch was hat, um sich und das Gepäck abzudecken. Das klappte ganz gut, und nach noch zwei Fahrten waren alle wieder glücklich und einigermaßen trocken an Bord. Wir hatten eine tolle Bescherung mit den mitgebrachten Köstlichkeiten (das ist wirklich wie Weihnachten und Ostern zusammen, wenn man u. a. frisches Pfister-Brot, Brotback-Mischungen, Dosen-Wurst und viiiiiiiel Schokolade bekommt), und saßen noch lange zusammen.

 

 


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