23.05.2019 Inselhüpfen auf den British Virgin Islands (BVIs)

23.05.2019 Inselhüpfen auf den British Virgin Islands (BVIs)

Michi

Die Überfahrt verlief dank niedriger Welle angenehm und schnell. Wir motor-segelten nördlich an den U.S. Virgin Islands St. Thomas und St. John entlang und erreichten kurz nach Mitternacht Great Harbour auf der Insel Jost-van-Dyke. Wir wunderten uns über die vielen Lichter, um beim Näher-kommen zu erkennen, dass es sich um zig Ankerlichter anderer Schiffe handelte. Wir fanden noch eine freie Stelle zum Ankern und fielen müde in unsere Kojen. Nach dem gemütlichen Frühstück fuhr Franz zum Einklarieren in den Ort, der nur aus einer Sandpiste, und einer handvoll Häusern bestand. Beim Einklarieren im Customs Office stolperte er über Stefan und Sybilla, die wir bereits in Provo kennengelernt hatten, und hier ohnehin wiedertreffen wollten. Die Freude war groß und wir wurden auf ihren Kat SAYA eingeladen. Vorher aber wollten wir noch einkaufen, bzw. nach einer SIM-Karte schauen. Das eine verkniffen wir uns angesichts der horrenten Preise, die SIM-Karte gab es nicht, und so erledigten wir unsere Korrespondenz in einer Bar mit Wifi. Da die BVI-Inseln vor drei Jahren Opfer eines Hurrikans waren, wurde seitdem nur ein Teil der Häuser wieder aufgebaut. Hinterhalb liegen noch viele Trümmer, und teilweise hausen die Menschen heute noch in Zelten. Viele Stege und Hafenanlagen wurden von der einhergehenden Flutwelle zerstört, und man sieht überall noch die Spuren dieser Katastrophe. Wie schrecklich muss das sein, sein ganzes Hab und Gut innerhalb von Minuten zu verlieren. Wieder einmal wird uns bewusst, wie gut es uns geht, und wieviel Glück wir täglich geschenkt bekommen.

Da es auch weder eine Tankstelle, noch eine Möglichkeit Wasser zu bunkern gab, verholten wir uns am Nachmittag in die Nachbarbucht White Sand Bay. Hier ist der Name das Programm, und entsprechend touristisch ging es auch zu. Nach einem kritischen Ankermanöver (weil die neu heruntergeladene Garmin-Karte auf dem Plotter plötzlich keine Tiefe mehr anzeigte) mit Grundberührung auf dem Riff konnten wir uns gerade noch zwischen die anderen Schiffe drängeln. Wir mussten erst einmal unseren Schreck überwinden, hatte es unser 24 Tonnen-Schiff doch tatsächlich sogar etwas hochgehoben, als wir auf einem Felsen aufgelaufen sind. Autsch! Es gibt nur zwei Einfahrten in das Riff, und irgendwie haben wir die verpasst. Als wir es gemerkt hatten, war es schon zu spät, und wir mussten uns rückwärts wieder aus dem Riff heraustasten. Schon kam ein hilfsbereiter Jachtie mit dem Dinghi angesaust, und half uns aus dem Schlamassel, indem er unser Heck mit dem Dinghi in die richtige Richtung drückte. Aber trotzdem war ein Felsen im Weg, und schon war es passiert. Ein krachendes Geräusch, das ganze Schiff erzitterte, wir waren auf Grund aufgeschlagen! Die Bewegung des Schiffs und die Richtung, aus der das Geräusch kamen, zeigte uns, dass der Kiel Grundberührung hatte. Wir tasteten uns gaaaanz langsam und vorsichtig weiter. Gleich darauf ein weiteres, kratzendes Geräusch, gepaart mit einer ruckartigen Bewegung am Ruder. Uns fuhr in diesem Moment der Schock durch die Glieder. Während wir uns unter größter Vorsicht weiter vom Riff hinaus ins freie Wasser tasteten, gingen uns tausend Gedanken über mögliche Schäden durch den Kopf. Als wir endlich in sicherem Wasser waren, begleitete uns unser Helfer mit seinem Schlauchboot, bis wir durch die Riffdurchfahrt in das innere Ankerbecken gelangt waren. Wir bedankten uns für seine Hilfeleistung und setzten unseren Anker. Nachdem wir das Schiff gesichert hatten, zog ich (Franz) mir unverzüglich die Tauchermaske an und sprang ins Wasser. Ich tauchte das komplette Unterwasserschiff ab und überprüfte es auf Schäden. Gottseidank haben wir ein stabiles Alu-Schiff, bei dem außer einigen Kratzern nix kaputt gegangen ist. Ein Joghurtbecher (GFK-Schiff) hätte hier bestimmt einen größeren Schaden erlitten. Wir dachten über unsere Fehler nach (wir hatten vorher die Karten des Plotters neu installiert. Bei dieser Karte entsprach die Durchfahrt nicht der realen Gegebenheit >In der Bucht waren Fahrwassermarkierungen angebracht, die in der Karte fehlten< und unsere zweite Karte hatten wir nicht studiert, weil es ja nur ums Eck war. Außerdem war der Kiel nicht ganz hochgepumpt), und schworen uns, in Zukunft noch konzentrierter und vorsichtiger zu sein.

Wir hatten einen sehr schönen Nachmittag und Abend auf der SAYA, wo wir uns gegenseitig viele Tipps für die jeweils bevorstehenden Ziele gaben. Stefan und Sybilla sind schon 4 Jahre in der Karibik unterwegs, und haben schon sehr viel gesehen und erlebt. Sie wollen evtl. nächstes Jahr in die Exumas, die wir wiederum schon kennen. So profitiert einer vom anderen, was sehr hilfreich und schön ist.

Am nächsten Morgen hatten wir einen schönen Segelwind, und Marco genoss es, am Steuer zu stehen, und zwischen den Inseln zu kreuzen.

Wir befinden uns hier in einem Becken, das fast ringsum von bergigen Inseln eingeschlossen ist. Das ist sehr angenehm, da sich keine hohen Wellen aufbauen, und immer Land in Sicht ist. Es gibt immer was zu schauen, und man muss, erstmals auf unserer ganzen bisherigen Reise, auch auf andere Schiffe aufpassen. Dieses schöne Segelrevier wird von sehr vielen Touristen mittels Charter-Schiffen erkundet, und es fahren viele Fähren zwischen den Inseln. Wir machten einen Tank-Stopp an der Westseite der Hauptinsel Tortola, und einen Einkaufs- und Wifi-Stop in der Haupstadt Road Town.  Auch hier, im Stadthafen von Road Town, der auch von den riesigen Kreuzfahrtschiffen angelaufen wird, liegen noch heute viele Wracks, die beim Hurrikan zerstört worden sind. Zum Teil schauen nur noch die Masten aus dem Wasser.

Zum Übernachten wollen wir jedoch nicht im Stadthafen bleiben, und segeln noch eine Stunde weiter nach Süden. Dort befindet sich Peter Island, wo wir in die Little Harbour Bay einlaufen. Das Ufer ist umsäumt von steilen Hügeln, und auch der Meeresgrund fällt steil ab. Wir werfen unseren Anker, und rudern ca. 20 Meter an Land, wo wir unser Heck mithilfe einer Leine an einem Felsen fixieren, damit unser Anker beim Schwoijen des Schiffes nicht abrutscht. So liegen wir sicher und ruhig und lauschen beim Abendessen (es gibt leckeres Chili con Carne) den Nachtvögeln, und den wilden Ziegen, die hier überall im steilen Gelände herumsteigen. Der ohnehin atemberaubende Ausblick auf die umliegenden, bergigen Inseln wird durch einen dramatischen Sonnenuntergang hinter den Bergen noch verschönt, und wir sind einfach nur glücklich, hier sein und das erleben zu dürfen.

Am nächsten Morgen schwimmen Marco und ich erstmal eine Runde in der Bucht. Kaum sind wir im Wasser, als wir sehen, dass direkt neben unserem Schiff ein ganzer Schwarm der riesigen Tarpune nahe an der Wasseroberfläche schwimmt. Das sind die Fische, von denen wir in Colebra vermuteten, dass das Dinghi-Dock-Restaurant diese als Touristenfang anfüttert. Jeder einzelne von ihnen ist mindestens einen Meter lang, und wir schwimmen respektvoll an ihnen vorbei, aber sie glotzen uns nur mit ihren riesigen Fischaugen an.

Wir setzen unseren Weg Richtung Osten wieder kreuzend fort, als Franz plötzlich aufschreit: „Schaut mal, habt ihr das gesehen? Da ist ein Rochen mindestens zwei Meter aus dem Wasser gesprungen.“. Offenbar wurde der Rochen von einem Räuber gejagt, und ist in seiner Not aus dem Wasser gesprungen.

Auf Virgin Gorda, ganz im Osten der BVIs möchten wir uns The Baths ansehen, einen Nationalpark, in welchem riesige, runde Felsen wie Kieselsteine überall herumliegen, und tiefe Spalten, Höhlen und Grotten bilden. Wir beschließen, frühmorgens hinzufahren, da untertags viele Leute hier unterwegs sind. Also fahren wir um kurz nach 6 Uhr mit dem Dinghi los, und machen es an einer Abgrenzungs-boje fest. Man darf den Park nur schwimmend vom Meer her, oder vom Land aus über einen Zugangsweg betreten. Wir wussten nicht so recht, wo genau der Eingang zu diesem Grotten-System ist, und schwimmen zum Strand. Die Sonne schickt gerade ihre ersten Strahlen auf die bizarre Landschaft. Es sieht aus, als hätte ein Riese Glugger gespielt. Zwischen den glattpolierten Felsen können wir keinen Weg erkennen, und versuchen, kletternd unser Glück. Wir merken aber sofort, dass das nicht der richtige Weg sein kann, und kehren um. Franz, der Sturkopf, will aber unbedingt hier weiterklettern, und den Weg suchen. Marco und ich kehren zum Strand zurück, und erfahren von zwei einheimischen Schnorchlern, die hier Fische gefangen haben, dass der Eingang in der nächsten Bucht ist. Wir warten eine zeitlang auf Franz, aber der kommt nicht. „Was machen wir denn jetzt? Entweder er ist bis zur nächsten Bucht gekommen, dann sehen wir ihn, wenn wir mit dem Dinghi rüberfahren, oder er kommt irgendwann zurück, dann muss er halt warten, bis wir wiederkommen.“, sagt Marco, und wir entschließen, zum Dinghi zurück zu schwimmen, und in die andere Bucht zu fahren. Auf dem Weg schauen wir, ob wir ihn irgendwo in den Felsen sehen, aber ohne Erfolg. Also wieder Dinghi festmachen, und an Land schwimmen. Franz ist nirgendwo zu sehen, und auch hier versuchen wir, ihm entgegenzuklettern, scheitern aber nach einigen Metern, weil es einfach zu gefährlich ist. Wir gehen den Zugangsweg Richtung Parkplatz, und schauen dort von einer Restaurant-Terrasse herunter, können ihn aber auch hier nicht entdecken. „Hoffentlich ist ihm nix passiert.“, machte ich mir die größten Sorgen. Nachdem wir ihn auch in den Grotten nicht fanden, fuhren wir wieder mit dem Dinghi zur ersten Bucht zurück. Gottseidank, da sitzt er auf einem Felsen, und winkt uns zu. Er schwimmt zum Dinghi und erzählt: „Ich dachte, ich hätte einen Weg gefunden, und als ich erkannte, dass es doch keiner ist, konnte ich nicht mehr umdrehen. Ich war von einem Felsen heruntergesprungen, auf den ich jedoch nicht mehr raufklettern konnte. Also kletterte ich solange Richtung Inland weiter, bis ich an der Straße war. Dann ging ich an der Straße entlang zurück.“. Wie leichtsinnig, aber Hauptsache, es ist nichts passiert.

Nun fuhren wir zusammen zum Eingang des Grottensystems, und staunten nur so über die übereinandergewürfelten Felsen. Kein Künstler könnte die Felsen stilvoller kreuz und quer arrangieren. Immer wieder taten sich Höhlen und Öffnungen auf, und gleich danach schlüpfte man wieder durch Spalten, die so eng waren, dass man die Luft anhalten musste. Die Sonnenstrahlen durchfluteten an manchen Stellen die Grotten mit Licht, und das Meerwasser drängte sich bis in die hinterste Ecke. Wir waren ganz alleine, und genossen die ganz besondere Atmosphäre sehr.

Nach diesem schönen Erlebnis klarierten wir in Spanish Town aus, und verließen die BVIs Richtung Sint Maarten.


3 Replies to “23.05.2019 Inselhüpfen auf den British Virgin Islands (BVIs)”

  1. Hallo ihr Beiden,
    schade, dass ihr nur so kurz auf den BVI wart. Hier gibt es wirklich viele tolle Ankerbuchten.
    Falls ihr nochmal zurück kommt, dann gebt doch Bescheid – ich hätte da ein paar gute Tipps 🙂
    Viele Grüße
    Martin

    1. Hallo Martin, sorry dass ich so spät antworte, aber wir haben immer nur sehr kurz ein Internet. Leider haben wir einen Termin in Trinidad, den wir nicht verpassen können. Das zwingt uns dazu, an sehr vielen Orten der Karibik vorbei zu fahren. Aber in der kommenden Saison werden wir das nachholen. Für Tips sind wir immer sehr zugänglich.

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