15.04.2019 A day in paradise

15.04.2019 A day in paradise

Franz

Nach einer kurzen Nacht machten wir uns seefertig und hoben um 06:50 den Anker. Obwohl der Wind unablässig aus Ost, Süd-Ost wehte, fuhren wir vorsichtig in langsamer Motorfahrt, schlangenlinienförmig um die Korallenbänke, aus der seichten Bucht ins tiefere Fahrwasser der Caicos-Passage. Hier kämpften wir uns mit Hilfe eines Stützsegels Meile für Meile in süd-östliche Richtung. Doch nach ca. 8 Seemeilen gegenan beschlossen wir einstimmig, dieses Vorhaben aufzugeben und nach Süd-Westen abzufallen. Dort lag West Caicos. Zum bereits gesetzten Großsegel entrollten wir unsere prächtige Genua und danach ging die Post ab. Mit Pi (Michael) am Steuer pflügten wir beständig mit 7 – 8 Knoten Fahrt durchs Wasser. Ich entschloss mich ein weiteres Mal unsere handline (eine Rolle Monofile Fischschnur mit Wirbel, Vorfach und Kunstköder) hinter uns her zu ziehen. Wir genossen die schnelle Fahrt bei mäßiger Welle an diesem wunderschönen Tag. Als wir uns mitten in einer angeregten Unterhaltung befanden, schnalzte unser Bissanzeiger (eine eingeklippste Wäscheklammer befestigt an einem Gummiband) und unsere Angelschnur begann sich vehement abzuspulen. Ich hechtete zur handline und zog kräftig an der Angelschnur. Augenblicklich spürte ich die enorme Kraft, mit welcher sich die kräftige Schnur in die Haut meiner Hand schnitt. Ich rief Michi, sie solle mir bitte meine Segelhandschuhe reichen. Während mein Schatz aufgeregt meine Handschuhe herbeisuchte, kämpfte ich mit dem Fisch. Plötzlich sah ich wie das Tier (der Form nach könnte es sich um einen sehr großen Barrakuda gehandelt haben) mit einem großen Satz aus dem Wasser stieg und sich in der Luft windete. Ich begriff nach wenigen Sekunden, dass ich diesen Kampf wohl verlieren würde. Da der Schmerz der sich ins Fleisch schneidenden Angelschnur mir unerträglich wurde, ließ ich die Spannung für einen Moment nach, um umzugreifen. Just in diesem Moment machte der Fisch einen Ruck und der Widerstand an meiner Angelschnur ließ schlagartig nach. Mir war sofort bewusst, dass ich den Fisch verloren hatte. Das Einholen des Köders bestätigte meine Befürchtung. Zum Glück war wenigstens der Köder noch dran. Mittlerweile hatte Michi meine Handschuhe gefunden, welche ich nun augenblicklich anzog. Ich entließ meinen Köder ein weiteres Mal in der Hoffnung eines weiteren Bisses. Ich hatte allerdings meine Bedenken, dass ich einen Fang bei dieser Schiffsgeschwindigkeit überhaupt anlanden konnte. Ich hatte die Bissanzeige noch nicht richtig befestigt, als ein weiters Mal ein kräftiger Ruck die Schnur auslaufen ließ. Mit einem beherzten Ruck an der Schnur und nun geschützt durch meine Handschuhe, begann ich mit kräftigen Zügen per Hand, die Angelschnur Meter für Meter ins Boot zu ziehen. Die Kraft, mit der mein Fang sich gegen mich stemmte, signalisierte mir, dass es sich um einen durchaus stattlichen Fisch handeln musste. Als der Fisch näher an Aton war, konnte ich erkennen, dass es sich um einen ca. ½ Meter langen und länglichen Fisch handelte. Nun mussten wir, in Ermangelung eines Gaffs (spitzer Haken mit Griff, wird zum Anlanden großer Fische verwendet) versuchen, den Fang seitlich die 1,5 Meter Höhe unserer Bordwand zu überwinden, damit der Fisch nicht entweicht. Außerdem hatten wir aus unserem ersten Fang (ein Barrakuda, wir berichteten) gelernt. Michi hatte bereits einen Plastikbeutel und das Messer sowie eine Zange zum Entfernen des Köders bereitgestellt. Da mir Bewusst war, dass der Fang für unseren Käscher viel zu groß war, hob ich einfach beherzt den Fisch an der Angelschnur komplett hoch und hievte ihn seitlich auf das Scharndeck (der seitliche Laufweg an Deck). Während Michi versuchte, den Fisch zu bändigen, nahm ich das Messer und versetzte dem Tier einen Kehlen- schnitt, sowie einen Schlag auf den Hinterkopf. Danach hörten die Zappel-Bewegungen auf. Wir betrachteten nun ausgiebig unseren Fang, den wir vorsorglich auf besagte Plastiktüte gelegt hatten, um die Sauerei auf dem Deck in Grenzen zu halten. Es handelte sich augenscheinlich um eine sehr stattliche Makrele.

Wir packten das Tier in den Beutel und warfen ein weiters Mal den Köder aus. Und was soll ich sagen, wenige Minuten später ein weiterer Biss. Doch diesmal war unser maritimer Gegner übermächtig. Die ungeheure Kraft, mit der der Fisch sich gegen meine Zugkraft stemmte, zeigte mir augenblicklich meine Grenzen auf. Ein kurzer und sehr kräftiger Ruck, ein großer, schemenhafter Schatten, und der Kampf war vorbei. Ich zog die Schnur ein und zeigte meinen Mitseglern ein zerrissenes Vorfach (eine verstärkt ausgeführte, kurze Leine aus manchmal monofilem Material wie in unserem Fall, manchmal auch aus Edelstahldraht, an dem der Köder befestigt wird). Die Zähne, die das angestellt hatten, waren definitiv rasiermesserscharf. Mich reute allerdings, dass wir unseren Köder verloren hatten. Da unser Ziel West Caicos nun nicht mehr weit war, beschlossen wir, das Fischen zu beenden. An der Südspitze der Insel angekommen. setzten wir neuen Kurs nach Nord, bis wir ein Bojenfeld erreichten. Dort holten wir die Segel ein und machten an einer der Bojen fest. Den Rest des Nachmittages verbrachten unsere Gäste und Michi mit schnorcheln, wobei sie unter anderem zwei Riffhaie unter dem Schiff entdeckten. Während ich den Fisch ausnahm fing ich  einen weiteren Rifffisch als Köder für spätere Angelausflüge. Nachdem alle an Bord waren, verließen wir das Bojenfeld und fuhren wenige Meilen weiter an die Nordspitze der Insel. Dort angekommen fuhren wir in eine weitere, verlassene Marina. Hier ankerten wir in Nachbarschaft einer anderen, deutschen Segeljacht, der Johanna mit dem Seglerpaar Stefan und Bernadett und verbrachten die Nacht in dieser sehr geschützten Umgebung. Das Abendessen war besagte Makrele, gefüllt mit Limette, Butter, dazu Rosmarinkartoffeln, ein Gedicht.


4 Replies to “15.04.2019 A day in paradise”

  1. Liebe Michaela, Heike und ich wünschen Dir aus Hessen alles Gute und viel Glück zum Geburtstag. Dir und Franzl wünschen wir immer eine Handvoll Wasser unter dem Kiel. Genießt die gesamte Segeltour und kommt Heil und Gesund wieder zurück. Liebe Grüße Diethelm

    1. Hallo Ihr zwei, ich freu mich ganz arg über Eure Nachricht und Eure guten Wünsche. Ich hoffe, es geht (wenigstens halbwegs) gut bei Euch, und
      ihr genießt die guten Tage. Für die weniger guten wünschen wir Euch viel Kraft.
      Wir schicken Euch ganz viel Sonne und drücken Euch!

    1. Liebe Trixi, mittlerweile wissen wir, dass es sich um eine „Carribean Makreel“ gehandelt hat. Und sie hat soooo lecker geschmeckt (mit Butter, Kräuter und Limette gefüllt, im Ganzen in Alufolie im Backofen gegart). Ganz liebe Grüße nach Italien !!!

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