03.04.2019 Endlich ein Fisch an der Angel

03.04.2019 Endlich ein Fisch an der Angel

Michi

Wir lichten unseren Anker um 05:00 morgens, und fahren durch die Riffpassage mithilfe unseres Kartenplotters, der uns die Seekarte, den Fahrweg und die Tiefenangaben digital am Steuerstand anzeigt. Als wir im tiefen Wasser sind, setzen wir die Segel, lassen aber noch eine zeitlang den Motor mitlaufen, da der Wind zum Segeln nicht ausreicht. Kaum waren wir auf dem Weg, fing Franz an, Kaffee zu kochen. Das gehört für ihn unbedingt zum Morgen, egal wie sehr das Schiff schaukelt, oder wie dunkel es ist. Das Schöne an so einem frühmorgendlichen Aufbruch ist es, den beginnenden Tag zu beobachten. Die Dunkelheit wandelt sich im Osten langsam von tiefschwarz über hellschwarz hin zu einem dunklen grau. Man kann dann auf einmal das Wasser vom Himmel unterscheiden, und das Grau wird immer heller. Witzigerweise ging erst jetzt der Mond genau dort auf, wo wir eigentlich demnächst die Sonne erwartet hätten. Das mit dem Mond ist hier nämlich so eine Sache: entweder man sieht ihn den ganzen Tag über schwach am Himmel, nachts aber gar nicht, oder er scheint nachts dermaßen hell, dass man meint, jemand scheint mit dem Scheinwerfer unser Schiff an. Oder aber er geht mitten in der Nacht spektakulär wie die Sonne in tiefsten Gelb- und Rot-Tönen am Horizont auf. Heute geht er also erst frühmorgens auf, steigt immer höher, und ist nur schwach zu erkennen. Das Wasser nimmt eine silbergraue Farbe an, die an Quecksilber erinnert. Und dann ist es soweit: der Himmel färbt sich erst orange, dann rot-gelb, und dann geht langsam die Sonne auf. Das ist jedes Mal wieder ein Erlebnis.

Aufgrund des schwachen Windes segelten wir gemütlich mit 4 – 5 Knoten dahin. Da wir in den vergangenen Wochen immer wieder, wenn wir in tiefem Wasser unterwegs waren, unsere Schleppangel mit drei verschiedenen Ködern erfolglos mitgeschleppt haben, geben wir heute unserem letzten verbliebenen Köder eine Chance. Es ist ein grüner, kleiner Tintenfisch aus Gummi, der nun hinter dem Boot an der Angelschnur hängt. Er hüpft ab und zu ein bisschen aus dem Wasser, und zieht eine Luftblasenspur mit sich, so dass es für Raubfische aussieht, als würde hier eine Beute fliehen. Um zu sehen, wann etwas anbeißt, hat Franz die Angelschnur mit einer Wäscheklammer und einem Gummi aufgehängt. Sobald ein Widerstand an der Schnur zieht, schnallt diese aus der Wäscheklammer.

Nach einigen Stunden können wir am Horizont die ersten der Turks und Caicos-Inseln sehen. Auf einmal schnappt die Angelschnur aus der Wäscheklammer und Franz zieht an der Schnur. „Da ist was dran!“, ruft er. Leider zieht er nicht entschlossen genug an. „Mist, jetzt hat er sich wieder ausgehängt“, sagt er enttäuscht. Endlich ein Biss, und dann den Fisch gleich wieder verloren. So ein Pech aber auch. Als wir zwischen Providenciales- und West Caicos-Island sind, biegen wir nach Osten ab. Aufgrund des besseren Kurses, und der Düse, die zwischen den Inseln weht, nehmen wir Fahrt auf, und rauschen mit gut 7 Knoten über das türkisblaue Wasser. Das macht Spaß, und wir genießen die Fahrt so richtig. Plötzlich schnappt die Angelschnur wieder aus der Wäscheklammer. Dieses Mal reißt Franz sofort an. „Wir haben was!“, freut er sich, und zieht die Schnur langsam ein. Da wir kein Gaff (das ist ein stabiler Haken, mit dem der Fisch auf das Boot gezogen werden kann) haben, schickt mich Franz während des Einholens in unsere Kabine: „Schnell, hol den Kescher, das ist besser als nichts.“. Ich nix wie runter, den Kescher unter dem Bett rausgeholt, und wieder rauf. Der Fisch ist schon ganz nah am Boot. „Das ist ein schöner, großer.“, sagt Franz. Ich verzweifle derweil mit dem blöden Kescher, weil ich nicht weiß, wie man den arretiert. Ich hantiere rum, und probiere alles Mögliche, aber er will einfach nicht einrasten. „Ich schmeiß den Fisch jetzt mit der Schnur ins Boot, nimm Du das Messer und stich ihn ab.“. Na toll, jetzt muss ich ihn auch noch abstechen. Keine Ahnung, wie man das macht. Ich nehme also das Messer von der Angeltasche, und schon fliegt ein schöner, großer Fisch aufs Deck und zappelt wie verrückt. „Los, stich zu.“, ruft Franz schon ganz ungeduldig, und versucht, den Fisch zu bändigen. Ich nehme das Messer fest in die Hand, und steche hinter den Kopf. Augenblicklich kommt Blut, und Franz sticht dann noch ein weiteres Mal (fachgerecht). „Yippie, endlich einen Fisch geangelt.“, freuen wir uns und brauchen noch eine Weile, bis alles wieder aufgeräumt ist. Gottseidank war hier keinerlei Bootsverkehr, denn wir waren komplett abgelenkt. Unsere Aton ist derweil im gleichen Tempo und mithilfe des Autopiloten weitergerauscht.

Etwas später laufen wir in die Sapodilla Bay ein und werfen den Anker. Franz lässt gleich das Dinghi runter, und macht sich mit den Papieren auf, um einzuklarieren. „Du kannst den Fisch ja schon mal ausnehmen.“, ruft er mir noch zu. „Ich weiß doch nicht, wie das geht“, antworte ich. „Dann leg ihn einfach in die Lobster-Reuse, und häng ihn ins Wasser.“, und weg war mein Schatz. Leichter gesagt als getan. Der Fisch passte nicht in die Reuse, und ich musste erst mal den Kopf und den Schwanz abschneiden. Als ich ihn ins Wasser hängte, dachte ich mir noch: „Hoffentlich lockt das keine Haie an.“ Ich fing an, die Sauerei aus Fischblut und Schuppen von Deck zu schrubben, und schaute immer wieder nach der Reuse, aber es war weit und breit kein anderer an ihm interessiert. Als Franz wieder kam, nahm er den Fisch aus, und filettierte ihn. Da wir nicht sicher waren, was das für einer ist (entweder Baracuda oder Spanish Makrel), und außerdem erst einheimische Fischer fragen wollten, ob es hier Fische mit der für Menschen sehr gefährlichen Krankheit Ciguatera gibt, froren wir die Filets erstmal ein.

Am nächsten Tag wollten wir eine Exkursion in die Stadt machen, und fuhren mit dem Dinghi an Land. Eine nette Frau hielt an, und fragte uns, ob wir zum Supermarkt mitfahren wollen, denn dieser war zum Laufen einfach zu weit entfernt. Also fuhren wir einkaufen, und wollten dann noch in einen Laden des hiesigen Telekom-Anbieters, da unser Handy hier kein Netz hatte. Dorthin hielten wir ein „Chitney“ an, das ist ein inoffizielles Taxi. Unser Taxifahrer holte uns auch hier wieder ab, und fuhr uns zurück zum Dinghi. Es stellte sich heraus, dass er im Hauptberuf Koch war, und wir zeigten ihm gleich das Bild unseres Fisches. „Das ist ein Baracuda“, sagte er. „Also war die ganze Sauerei und Arbeit umsonst, denn der schmeckt nicht besonders“, war uns sogleich klar geworden. Und so wurden die Filets wieder dem Meer zugeführt. Hoffentlich haben wir das nächste Mal mehr Glück.


4 Replies to “03.04.2019 Endlich ein Fisch an der Angel”

  1. Dear Michi and a Franz, I do not know if you have received my emails , as I am having difficulty with the google translate…so glad to see your smiling faces! …….Byron will be trying to follow you also. Bon voyage !!!! ?

  2. Herrliche Bilder und schöne Geschichten…war wohl diesmal nichts mit frischer Abwechslung am Tisch ? na dann müssen wir euch ja richtig kulinarisch verwöhnen wenn ihr zwei in Bayern einlauft! Ganz viele liebe Grüße Patricia

    1. Dear Trish, yes we`ve got your mails. Hope, your mum is healthy now and you have more time for yourself and Bob. Please tell Byron our best wishes and greetings and keep on working with the translator. We`ve used it very often (in the time our English was growing, and we`ve translated all the forms for the boat transaction) and it has worked most of the time pretty well. Hugs and greetings.

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